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© Glen Affric
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Zeugen der Zeit: die Faszination Schlosshotels

Ihre Atmosphäre ist einzigartig, ihre Geschichte lebendig, und sie erzählt viel von deren Gastgebern und Gästen: Adelssitze, die heute noch familiengeführt sind, aber ihre Tore als Herbergen öffnen, liegen im Trend.

5. Juli 2021


Man kennt sie vom Vorbeifahren, vom Museumsbesuch und aus dem Fernsehen: Adelssitze thronen in Form von Schlössern und Burgen hoch erhoben auf Hügeln, schmiegen sich als Herrenhäuser an Seen und Buchten und glänzen in diversen Serien, in denen Aristokraten dem genussvollen Leben frönen. Egal, wo sie stehen und wie Zustand und Besitzverhältnisse sind – von den alten Gemäuern geht viel Faszination aus, darf man doch annehmen, dass sie bereits allerlei erlebten, manch rauschendes Fest oder wichtige politische Veranstaltung unter ihrem Dach beherbergten.

So wie etwa Schloss Kronberg im Taunus – eine der drei nobelsten Wohngegenden Deutschlands – nahe Frankfurt. Es wurde von einer Kaiserin erbaut und von Königen besucht; Hochzeiten des Hochadels fanden dort statt und tun es noch heute. Jedoch unter anderen Vorzeichen: Das imposante Haus ist heute ein Hotel. Wer sich für einen Aufenthalt dort entscheidet, macht unweigerlich einen Ausflug in die Geschichte: Bereits am Eingang des Parkgeländes empfängt einen das schmiedeeiserne Tor, der Weg zum Schloss weist die Imposanz des Hauses aus. Man darf es durchaus als feudal bezeichnen und so auch den gesamten Aufenthalt dort beschreiben. Das Anwesen, so erklärt General Manager Dominik Ritz, „ist in seiner Gesamtheit schon sehr authentisch“. Natürlich, der Luxus ist zeitgenössisch und die Technik State of the Art, aber auch das gehört zur Geschichte des Hauses, war es doch das erste in dieser Gegend, das mit elektrischem Strom ausgestattet wurde. Und dennoch: Reiter kreuzen das Anwesen, in Hausführungen mit Historikern lernt man viel Neues und erinnert sich an Altes.

Selbst im Park ist nichts dem Zufall überlassen: Jede Blume, die einst zu Ehren einer Person gepflanzt wurde oder die eine besondere Bewandtnis hat, ist ausgeschildert. Interessant an diesem Haus ist auch die Verbindung zu England, historisch betrachtet: Heute zelebriert man diese als Tea Time, standesgemäß im Frack serviert. Was für ein Erlebnis! Das hätte auch Prinz Philip, dem kürzlich verstorbenen Prinzgemahl der Queen gefallen, denn der spazierte schon als Kind hier durch den Park. Immerhin gab es enge verwandtschaftliche Verbindungen Richtung England. Aber zurück zum Anfang: Erbaut wurde das Schloss von Victoria Kaiserin Friedrich, Königin von Preußen, nach einer Bauzeit von vier Jahren wurde es 1893 fertiggestellt. Obwohl nur als Sommersitz genutzt, verfügte es von Anfang an über das bereits erwähnte elektrische Licht, Zentralheizung und einen Lastenaufzug. Abgesehen von diesen technischen Neuerungen zeichnete das Haus die feine Handschrift der Kaiserin aus, die noch heute erkennbar ist; etwa in der Bibliothek, wo sich noch ihre Bücher befinden – zwar hinter Glas, aber dennoch: Man bekommt einen Eindruck von einem längst vergangenen Leben, einer Zeit, die man nur noch aus Dokumentationen kennt.

Egal ob in der Bibliothek oder in einem der Salons, man spürt: Es gibt hier einen großen Respekt vor der Geschichte des Hauses, die Authentizität kommt überall durch – etwa in jedem der einzelnen Zimmer, die samt und sonders mit exquisiten Antiquitäten bestückt sind. Die Familie (das Haus Hessen mit Familienchef Donatus Landgraf von Hessen), so erklärt es der Hoteldirektor, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Anwesen für die nächsten Generationen zu erhalten. Übrigens: Auf der Beletage hatte anno dazumal die Kaiserin für ihre Gäste Suiten eingerichtet – der Begriff wurde später in der gesamten Hotellerie übernommen.

Gelebte Geschichte auf Schritt und Tritt - das Schloss Kronberg sprüht vor Vergangenheit. © Andreas von Einsiedel

Mehr als eine Herberge

Es ist ein spezielles Mindset, das den liebevollen Umgang erklärt und familiengeführte Schlösser auch von jenen Herbergen unterscheidet, die etwa von großen Hotelketten betrieben werden. Besonders erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Masterpiece Estates der Oetker Collection – Letztere ist per se schon Inbegriff für distinguierten Luxus in der weltweiten Hotellerie und führt ausschließlich Hotelpreziosen in ihren Reihen, aber das Konzept und die Idee hinter den Masterpiece Estates sind wirklich einzigartig: Vom mittelalterlichen Lismore Castle im Süden Irlands über die Villa Pliniana am Comer See bis hin zur eleganten viktorianischen Jagd ­Lodge Glen Affric in den Highlands Schottlands – hier wird Gastlichkeit neu definiert. Das Konzept dahinter: Die Masterpiece Estates können exklusiv gebucht werden, inklusive eines kultivierten persönlichen Gastgebers, der rund um die Uhr zur Verfügung steht und keine Wünsche offen lässt.

Besagte Lodge ist besonders hervorzuheben, nicht nur wegen ihrer pittoresken Lage, sondern auch wegen des Gastgebers: Niemand Geringerer als James Middleton, der Bruder der Duchess of Cambridge und zukünftigen Königin von England, öffnet die Pforten des Privatanwesens. Die Devise hinter diesem – nennen wir es mal: einzigartigen – Projekt ist aus Sicht der Oetker Collection klar: Hier geht es darum, dass sich die Gäste wie zu Hause fühlen und zugleich maximalen Komfort und Privatsphäre genießen können. Bei den Mahlzeiten oder den Unternehmungen wird den Gästen jeder Wunsch von den Augen abgelesen und erfüllt; hinzu kommt jener makellose Service und Stil, die ein jedes Haus aus dem Portfolio der Oetker Collection auszeichnen. Auf den Punkt gebracht: Es soll sich anfühlen wie ein großes Ferienhaus, wo man sich fallen lassen kann – das aber im gehobensten möglichen Umfeld.

Dabei wird man vom „Host“ unterstützt: In jedem der Häuser bzw. Schlösser gibt es einen Eigentümer, der vor Ort ist – oder wie im Fall von James Middleton einen Gastgeber. Er organisiert Picknicks, motiviert die Gäste zu einem Stand­up­ Paddling­ Ausflug am See, obwohl vielleicht das Wetter nicht optimal ist, oder organisiert ein Whiskey­ Tasting. Man wird unterhalten, taucht ein in die Gegend und deren Geschichte und darf sich ganz selbstverständlich zu Hause fühlen – in einem Schloss oder Herrenhaus! Die Einmaligkeit dieses Erlebnisses spricht bereits in der Nacherzählung für sich; wer diese Erfahrung bucht, wird schnell merken: Hier ist an alles gedacht. Keine Eventualität wurde vergessen. Es gibt sogar einen „Boot Room“, in dem man bei einem Ausflug in die Natur mit Gummistiefeln und Co ausgestattet wird.

Man darf sich fühlen wie in der Serie „Downtown Abbey“ oder in Netflix’ letztem großem Wurf „Bridgerton“. Die Faszination ob dieser außergewöhnlichen Art, seinen Urlaub zu verbringen, beginnt bereits mit der Etikette: Gäste wählen bereits vorab aus, ob sie das Setting eher chic oder eher casual halten wollen. Familiär bleibt es so oder so. Für den passenden Komfort ist jedenfalls dank Butler, Koch & Co ausreichend gesorgt.

Ausflug in die Fiktion: Serien wie "Bridgerton" haben die Fantasie befeuert. © Nick Briggs Netflix

Von Damals bis Heute

Auch Schlossherren leben heute gerne noch Etikette, dinieren abends gern in „Formal Attire“ und leben ihre Tradition ganz bewusst. Nachgefragt bei einem Schlossherrn aus Österreich, der auf eine sehr respektable Familiengeschichte und ein bekanntes Haus zurückblicken kann, erfährt man: „Das Alter eines Schlosses macht es so besonders, und dadurch versprüht es diese einzigartige Atmosphäre. Es ist schön, darin einzutauchen, und es gibt unzählige Räume, die einen in eine andere Zeit versetzen – allerdings: jeder Raum in eine andere Epoche! Es ist wichtig, so etwas für kommende Generationen zu erhalten, aber nicht nur für die eigene Familie, sondern auch für die Umgebung. In unserem Fall prägt das Schloss das Stadtbild und ist auch essenziell für die Bewohner vor Ort.“

Gut, dass es Häuser bzw. Familien gibt, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und den geneigten Gast daran teilhaben lassen – an ihrer Vergangenheit, ihrer Familientradition und einem ganz besonderen Lebensgefühl. Und die trotzdem mit der Zeit gehen, denn: Eine imposante Geschichte und Moderne schließen einander nicht aus; die bereits erwähnten Häuser werden noch viel erleben. Und wer weiß? Vielleicht wird man als Gast vor Ort selbst einmal Zeuge, wie Geschichte geschrieben wird – oder nimmt daran sogar aktiv teil.

Das Schloss Bensberg ist eine Besonderheit: es ist zwar nicht eigentümergeführt, aber dennoch sehr um Erhalt und Tradition bemüht. © Klaus Lorke, Wolfgang Stahr, Katherina Wagner

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Sommer 2021.

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