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© The Beverly Hills Hotel/Niall Clutton
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Wohnen im Hotel

Dort leben, wo andere Urlaub machen – ein Traum, den sich finanzkräftige Menschen gern erfüllen: Immer mehr Hotels im gehobenen Preissegment bieten dauerhaftes Wohnen in ihren Häusern an.

5. Dezember 2021


„Chateau Marmont“ in Los Angeles Das Hotel am Sunset Boulevard ist für seine Diskretion bekannt, auch wenn immer wieder Skandale durchsickern ©Valerie Macon

 

Am 1. Oktober 1931 feierte das „Waldorf Astoria“ in New York als größtes, höchstes und teuerstes Hotel der Welt seine Eröffnung. Seit 2017 ist es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, in zwei Jahren sollen diese beendet sein. In seiner 90 jährigen Geschichte hat das Gebäude mit der denkmalgeschützten Fassade viele illustre Gäste beherbergt: Der ehemalige US-Präsident Herbert Hoover lebte 30 Jahre im „Waldorf Astoria“, Frank Sinatra mietete sich von 1979 bis 1988 ein – für die stolze Summe von einer Million Dollar pro Jahr. Sein Vormieter? Niemand Geringerer als Komponist Cole Porter. An der Westküste hatte sich schon rund ein Jahrhundert früher ein Mann in einem – für damalige Zeiten sehr noblen – Hotel einquartiert: Mark Twain bezog in den 1860ern für eineinhalb Jahre ein Zimmer im „Occidental Hotel“. Zu den weiteren Dauermietern in kalifornischen Hotels zählte etwa Jim Morrison, der im „Alta Cienega Motel“ in West Hollywood wohnte, Liz Taylor quartierte sich für längere Zeit im „Hotel Bel-Air“ in Los Angeles ein. Das „Beverly Hills Hotel“, immer schon bekannt für die Tatsache, dass Marilyn Monroe in den 50er-Jahren für einige Zeit hier lebte, eröffnete vor zwei Jahren seinen „Marilyn Monroe Bungalow“. Gäste können die restaurierte Lieblingsvilla der Filmikone für rund 7300 Euro pro Nacht buchen. Zum Vergleich: Zu Marilyns Zeiten soll die Miete des Apartments jährlich ca. 19.700 Euro gekostet haben. Im Rahmen des „Live like Marilyn“-Pakets, das es bis vor Kurzem gab, erhielten die Gäste ein Fläschchen „Chanel Nº 5“, aßen an Marilyns Lieblingstisch in der Polo-Lounge und erhielten ein „Marilyn Menu“ zum Dinner.

Auf Marilyns Spuren wandeln: Für etwas mehr als 8500 US-Dollar übernachtet man im „Marilyn Bungalow“ des „Beverly Hills Hotel“. ©GettyImages

 

Ein Leben mit Concierge

Weshalb Monroe ins „Beverly Hills Hotel“ zog, ist nicht restlos geklärt. Fest steht: den Komfort, den das Leben in einem Hotel bietet, würde wohl jeder gern zum Teil seines Alltags machen. Schnöde Verrichtungen wie der Gang zum Briefkasten, putzen, Wäsche waschen, einkaufen und den Müll hinausbringen entfallen. Die so gewonnene Zeit lässt sich vortrefflich bei wechselnder Gesellschaft im Hotelrestaurant, an der Bar oder mit anderen Zerstreuungen verbringen. Weitere Vorteile liegen auf der Hand: Ist das Hotel ein wirklich gutes, kümmert sich der Concierge um Theaterkarten oder wimmelt lästige Besucher ab; Freizeiteinrichtungen sorgen für Abwechslung, etwa Gym, Pool und Spa. Ganz so nobel ging es im „Chelsea Hotel“ auf der anderen Seite der USA nicht zu: Das 1884 vom Schriftsteller und Architekten Philip Hubert gebaute Apartmenthaus in Manhattan wurde 1905 in ein Hotel umgewandelt und ab 1964 von Stanley Bard geleitet. Er schuf eine Atmosphäre, die Künstler und Kreative anzog, viele von ihnen wurden Dauermieter. So wohnte Bob Dylan in unterschiedlichen Zimmern, in Nummer 225 etwa von 1968 bis 1972. Das Hotel, in dem von Luxus keine Rede war, inspirierte ihn zu den Songs „Sara“ und „Sad Eyed Lady of the Lowlands“. Mit „Chelsea #2“ setzte Leonard Cohen, ebenfalls einer der Dauergäste, dem Hotel in der 222 West 23rd Street ein musikalisches Denkmal. Zu den weiteren mehr oder weniger lang verweilenden Gästen des zwölfstöckigen, rot angestrichenen Backsteingebäudes mit den gusseisernen Balkonen zählten Patti Smith, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Sid Vicious, Salvador Dalí, Falco, Arthur Miller, Madonna und Thomas Wolfe.

Gelebte Exzentrik

Es war das ungezwungene Ambiente, welches das „Chelsea Hotel“ zum Magneten für schillernde Persönlichkeiten machte. Bard erlaubte seinen Gästen, ihre Rechnungen (die Jahresmiete soll in den 70er-Jahren um die 46.900 Euro betragen haben) mit Bildern zu bezahlen; viele dieser Werke zierten das Foyer des Hauses. „Bei ihm brauchten sich die Mieter nicht um pünktliche Zahlungen zu sorgen. Sie durften in den Räumen so kreativ sein, wie sie wollten“, sagte der Autor Ray Mock über den 2017 verstorbenen Hotelmanager. Zehn Jahre zuvor war dieser von den Miteigentümern zum Verkauf des Hotels gedrängt worden. Obwohl die Renovierungsarbeiten zügig begannen, sind sie bis heute nicht abgeschlossen: Die Dauermieter weigern sich, das Feld zu räumen. Oder, um „Hotel California“ von den Eagles zu zitieren: Sie haben ausgecheckt, gegangen sind sie nicht.

Adieu, Alltagssorgen!

Leben im Hotel war aber kein rein amerikanisches Phänomen – denn auch Coco Chanel packte mit 54 Jahren ein paar ihrer Habseligkeiten zusammen und zog kurzerhand von ihrem Apartment in der Rue Cambon in Paris um. Ihre neue Wohnadresse: genau gegenüber, Suite 302 im „Hôtel Ritz“ an der Place Vendôme. „Luxus muss komfortabel sein, sonst wäre es kein Luxus“, soll sie gesagt haben. Im Hotel fand sie beides, Luxus und Komfort. Das „Ritz“, heute Mitglied der Leading Hotels of the World und immer noch eines der besten Häuser in ganz Europa, feierte seine Eröffnung im Juni 1889. Persönlichkeiten aus aller Welt waren angereist, um es zu begutachten, schließlich zählte das Hotel schon damals zu den modernsten Häusern weltweit: Telefone, elektrisches Licht, prunkvolle Betten – die Haute Société war begeistert. Vor allem der Service war top: So ausgefallen ein Gästewunsch auch sein mochte, das „Ritz“ machte ihn auf Befehl von César Ritz möglich. Das Konzept vom Gast als König war erfunden. Elefantenfüße zum Dinner? Kein Problem! Sich vom hoteleigenen Chauffeur von Paris in die Vereinigten Staaten fahren lassen? F. Scott Fitzgerald unternahm den Trip. Einfach mal eine Suite beziehen, neu einrichten und 34 Jahre später darin sterben? Das trifft auf Coco Chanel zu: Sie bewohnte das „Ritz“ von 1937 bis zu ihrem Tod 1971. Rund um noch lebende Dauerhotelgäste gibt es weniger Aufsehen, schließlich ist Privatsphäre eines der Assets, die Prominente schätzen. Das „Chateau Marmont“, in dem Robert De Niro einst einzog, ist ein Synonym für Diskretion, obwohl schon auch mal Skandale durchsickern. Und längst sind es auch nicht mehr nur Celebritys und Politiker, die ein Leben mit Concierge führen. Allerdings soll das Haus, in dem man aktuell rund 718 Euro pro Nacht bezahlt, künftig im Members-only-Konzept geführt werden.

Freizeitspaß und Finanzierungsmodell

Das Leben im Hotel war bis in die 80er-Jahre ein Randphänomen, das mit prominenten Persönlichkeiten in Verbindung stand. Anfangs mieteten sich Gäste einfach ein und blieben Monate, später gingen größere Hotelketten dazu über, Teile ihres Gebäudes als „Residenzen“ an Interessenten zu verkaufen. Aktiv voran trieb diese Entwicklung Four Seasons: Die kanadische Hotelkette bot erstmals 1985 in Boston Residences an. Ein früher und aus der Luxushotellerie wohlbekannter Vertreter war auch das „Amanpuri“ auf Phuket, wo man bereits 1988 Villen erstehen konnte; bei Kempinski machte 1999 die spanische Dependance in Estepona den Anfang. Heute ist es vor allem im höchsten Segment durchaus üblich, einen Teil des Hotels als Residenzen zu führen. Die Gäste genießen alle Vorzüge eines Zweitwohnsitzes plus die Annehmlichkeiten des Hotels. Vielfach übernimmt das Haus zudem die Vermietung, wenn man selbst nicht vor Ort ist. Und für die Betreiber ist der Verkauf von Residenzen längst zu einem attraktiven Finanzierungsmodell geworden.

Serviciertes Leben Ein Dasein ohne Alltagssorgen: Nicht mal ums Personal muss man sich selbst kümmern ©Eric Martin, GettyImages

Wohnen im Hotel: Top-Anbieter

Six Senses

Genußvolles Leben, wie von der Natur vorgesehen - in verschneiten Bergen ebenso wie auf tropischen Inseln

Eigentümer erhalten alle Privilegien eines Six-Senses-Hotels, etwa Housekeeping, Butlerservice, 24-Stunden-In-Residence-Dining, schlüsselfertige Übergabe mit maßgeschneiderter Ausstattung und die Nutzung aller Resorteinrichtungen. Zudem genießen Owner weltweiten VIP-Status in allen Six-Senses-Resorts, inklusive günstiger Übernachtungsraten und Vermietungsservices der eigenen Residence.

  • Six Senses Residences Kitzbühel Alps, Österreich Apartments ab € 1,5 Mio., Chalets ab € 6,5 Mio., geplante Eröffnung im Jahr 2023.
  • Six Senses La Sagesse, Grenada Villen mit drei bis vier Schlafzimmern ab ca. € 6 Mio., inkl. grenadinischer Staatsbürgerschaft für die ganze Familie, geplante Eröffnung Ende 2022.
  • Six Senses London 14 Residences stehen in der ersten UK-Property von Six Senses zum Verkauf; Preise auf Anfrage. Eröffnung 2023. sixsenses.com/en/residences

©Six Senses

Aman 

Auf der Mission, Rückzugsorte zu etablieren, die sogar über das Außergewöhnliche noch hinausragen

Über Kaufpreise hält man sich bei Aman traditionellerweise eher bedeckt, weithin bekannt ist aber, dass die Gruppe zu den Pionieren in Sachen Residences gehört. Owner können mit Architekten zusammenarbeiten, um ihrer Residenz persönlichen Touch zu verleihen; Aman kümmert sich professionell um die Vermietung und Pflege der Liegenschaft bei Abwesenheit und stellt den Eigentümern auf Wunsch Personal zur Verfügung.

  • Aman Residences Tokyo Das erste Residences-only-Haus der Marke; 91 Apartments, Spa, Bibliothek, Dining Room, Pool und vieles mehr. Preise auf Anfrage, geplante Eröffnung im Jahr 2023.
  • Aman New York Inoffiziellen Quellen zufolge kostet ein Ein-Zimmer- Apartment ca. € 5 Mio., Preise auf Anfrage. Eröffnung: 2022.
  • Amanzoe, Griechenland Villen mit zwei bis sechs Zimmern, Preise auf Anfrage, Möglichkeit zur Individualisierung. aman.com/residences

©Aman

Four Seasons

Ikonische City-Highlights, zurückgezogene Beach-Communities und Hideaways in den Bergen

Four Seasons bietet neben sogenannten „Fractional Ownerships“, bei denen Anteile und damit Aufenthaltszeiten erworben werden, auch private Residenzen an, unter anderem in exklusiven Lagen außerhalb von Resorts im Sinne eines Residences-only-Konzepts. Offeriert werden die höchsten Servicestandards, Pools, Concierge, Gym, Housekeeping und In-Residence- Dining. Derzeit gibt es weltweit 39 Branded Private Residences.

  • Four Seasons Resort Desroches, Seychellen Private Beach Retreats mit fünf Schlafzimmern, Pools und ca. 940 m2 Grundfläche ab € 5,6 Mio., Service-Charge € 5852,–/Monat.
  • Kokomo Private Residence, Seychellen Villen mit sieben Schlafzimmern ab ca. € 12,8 Mio., monatliche Service-Charge ca. € 5,26,–/m2.
  • Four Seasons, Private Residences, Seychellen Drei Schlafzimmer ab € 6,3 Mio., monatliche Service-Charge € 5,26,–/m2. fourseasons.com/residences
©Ken Seet/Four Seasons

Weitere Angebote

  • SHA Mexico

Die Residenzprivilegien beinhalten permanenten Zugang zu mehr als 300 Medical Experts; Eröffnung 2022, Preis auf Anfrage. sharesidences.com

  • Kempinski Residences

Full-Service-Townhouses, -Apartments und -Villen; Condos im „Sindhorn Kempinski Hotel Bangkok“ ab ca. € 230.000,–. kempinski.com

  • Soneva

Die Marke bietet als einziges Unternehmen Villen-Ownership auf den Malediven an. Der Startpreis im „Soneva Jani“ liegt bei € 3,46 Mio. für Villen mit zwei Schlafzimmern. sonevavillaownership.com

  • One & Only

Fünf- und Sechs-Schlafzimmer-Villen mit Pool stehen im „One & Only Le Saint Géran“ ab ca. € 9 Mio. zum Verkauf. oneandonlyresorts.com

  • Rosewood

25 Residences auf Antigua, ab € 4 Mio., Eröffnung 2022. rosewoodhotels.com/en/residences

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Winter 2021/22.

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