Schwimmender Luxus: Die Zukunft der Schiffsreise
Mit einer Yacht die Weltmeere zu bereisen ist für viele der Inbegriff der Freiheit. Seit der Pandemie wächst die Nachfrage beständig, Nachhaltigkeitsaspekte werden verstärkt zum Thema – aber auch, wie man auf einer Kreuzfahrt Abenteuer und Wellness perfekt verbinden kann.
13. August 2022
Früher war der Kosmos der Schiffsreisenden klar abgegrenzt: Die einen wollten es auf einem Kreuzfahrtschiff möglichst bequem und feierlich haben, mit Fitnesscenter, Wellnessbereich und Pool, mit offiziellem Kapitänsdinner, Shops an Bord und gediegenem Abendunterhaltungsprogramm; die anderen fühlten sich als Abenteurer, die ohne viel Schnickschnack auskommen. Wer in entlegene Gegenden wie die Antarktis wollte, der war auf spartanischen Schiffen unterwegs, auf ehemaligen Forschungsgefährten, die für Touristen umgebaut wurden, die ohnehin nur Funktionskleidung mithaben. Das hatte seinen eigenen Charme – aber was ist gegen einen Outdoor-Whirlpool einzuwenden, von dem aus man die Eisberge bei einem Glas Champagner in der Hand betrachten kann?
Nostalgie-Feeling Die Sea Cloud Spirit vereint Segeln mit dem Komfort einer exklusiven Yachtreise. © Sea Cloud Cruises
Schwimmender Luxus für alle
Ein aktueller Megatrend ist, dass Abenteuer und Luxus kein Gegensatz mehr sein müssen. Schiffe haben sich in schwimmende Fünf-Sterne-Hotels verwandelt, obwohl sie zugleich die Ausrüstung von Forschungsbooten an Bord haben. Ähnlich wie beim Fliegen zeigt sich, dass man weniger reist, aber dann verstärkt mit Stil und im Privatjet. Man möchte nach der Pandemie keine Massenabfertigung mehr, keine beengenden Kajüten ohne Balkon; zeitgemäße Kreuzfahrtschiffe haben ausschließlich Suiten mit Meerblick und eigener Terrasse, persönlichen Butlerservice gibt es in allen Suitekategorien.
Relaxen am Pool: Das neue Luxusschiff Explora sticht 2023 in See, der Spa-Bereich ist großzügig. ©Explora Journeys
Die renommierte Hotelgruppe Ritz-Carlton hat mit ihrer Yacht EVRIMA diesbezüglich neue Maßstäbe gesetzt: edle Einrichtung (man fühlt sich wie in einem großzügigen Hotelzimmer), private Terrassen und noble Essbereiche – garantiert ohne Kantinenfeeling. Das Schiff ist für 298 Gäste konzipiert; eine ideale Größe, um sich nicht auf die Füße zu steigen und trotzdem in Gesellschaft zu reisen.
Gediegener Luxus: Die Ritz-Carlton-Yacht EVRIMA setzt mit großzügigen Terrassen in jeder Suite neue Maßstäbe. © Ritz-Carlton
Historische Segelboote
Wer es nostalgisch und modern zugleich haben möchte, ist mit der Sea Cloud Spirit bestens bedient, einem historischen Segelschiff mit dem Komfort einer Privatyacht. Es gibt aber auch Schiffe, die nach traditioneller Holzbauweise hergestellt wurden und das Gefühl vermitteln, man sei ein Pirat, der über die Weltmeere schippert. Kleine Charteryachten wie die SHALIMAR II sind für acht Gäste konzipiert, in der Nebensaison (Juni und September) kosten sie um die 9900 Euro pro Tag – dafür kommt man in jede noch so entlegene Bucht.
Familienausflug: Motoryachten wie die SHALIMAR II sind für acht Gäste konzipiert. Damit kommt man in jede Bucht. © Nacho Dorado Photographer/www.nachodorado.com
Die Superyacht Cloudbreak hat Platz für zwölf Gäste, an Bord befinden sich ein Pool und ein Sportbereich mit Ballettstange, Jetskis, Kajaks und Surfboards. Der Aktiv- und Wellnessboom macht auch vor Yachten nicht halt – ein gesunder und aktiver Lebensstil, der nach der Pandemie verstärkt gesucht wird, verändert auch die Ausstattung an Bord: Es gibt Hamams, Kältekammern und große Duschen. Sogenannte Floating Beach Clubs sind der letzte Schrei, schwimmende Plattformen, die sich an die Yacht anhängen lassen. Sie sind als Sonnendeck auf Wasserhöhe gedacht, man möchte schließlich nicht immer nur von hoch oben auf das Meer schauen. Überhaupt wird bei Yachten gerade viel Neues entwickelt – es gibt Pools, die fast auf Meereshöhe liegen, und Einstiege, die äußerst leicht zu meistern sind.
Schnelles Abheben: Die Cloudbreak-Superyacht hat einen Hubschrauberlandeplatz – ideal, wenn man kurz zu einem Termin muss. © Christopher Scholey
Buchungs-App oder Broker?
Das Lifestyle- und Luxusmagazin Robb Report hat jüngst einen Artikel dazu publiziert, was man alles beachten sollte, wenn man eine Yacht mieten möchte. Mittlerweile gibt es zahlreiche Apps und Plattformen wie Ahoy Club, die das Buchen erleichtern. Trotzdem raten sie zu einem professionellen Charter-Broker; auch, um nicht auf unseriöse Angebote reinzufallen. Dieser klärt im Vorfeld ab, wie groß die Crew sein soll, welche Essensvorlieben es gibt, ob es an Bord ruhig sein soll oder abends Partys stattfinden sollen; ob die Yacht für Businessmeetings dienen soll oder ob man mit Meeresschutzorganisationen zusammenarbeiten möchte. Ein Profi kann auch Sicherheitsfragen schon im Vorfeld abklären, schließlich wollen Stars und andere betuchte Charterkunden nicht mit aufdringlichen Drohnen fotografiert werden. Aber das ist ohnehin schon Reisen für Fortgeschrittene.
Easy Luxury: Hotels wie das Patina Maldives bieten ihren Gästen Yachtausflüge an, um die Inselwelt zu erkunden. © Mohamed Rizhan
Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Sommer 2022.