Nachhaltigkeit: Reisen ohne Reue
Die ganze Welt sorgt sich um die Zukunft des Planeten – und die Reisebranche steht dabei bisweilen unter Beschuss. Bahnbrechende Hotels und Resorts beweisen jedoch, dass Reisen auch Teil der Lösung sein kann, um den kommenden Generationen eine bessere Welt zu hinterlassen.
15. November 2023
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Es ist das wohl unausweichlichste Thema unserer Zeit, eine omnipräsente Debatte, die jeden Teil unseres Lebens beeinflusst: der Klimawandel, seine Auswirkungen – und unser Einfluss darauf. Die Erde wird seit dem 19. Jahrhundert stetig wärmer, das Eis schmilzt, und die Menschheit trägt den Großteil der Verantwortung dafür. Darüber sind sich die Experten einig. Als Folge dieser Krise, deren gravierendste Folgen noch bevorstehen, ist das Thema Nachhaltigkeit hochaktuell, auch in der Reisebranche. Fliegen ist weitgehend verpönt, Hotels stehen streng unter der Lupe und selbst Destinationen werden nach ihrer Umweltfreundlichkeit beurteilt.
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Im Eifer des Gefechts scheint der Begriff Nachhaltigkeit jedoch zu einem bloßen Schlagwort und synonym für Umweltschutz geworden zu sein. Dabei werden zwei essenzielle Aspekte ignoriert: Neben dem ökologischen Aspekt hat nachhaltiges Handeln auch eine ökonomische sowie eine soziale Komponente. Wer also behauptet, Reisen sei per se nicht nachhaltig, ignoriert damit die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen, die ein Reisestopp beinhalten kann – und handelt somit in vielerlei Hinsicht gänzlich unnachhaltig.
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Anstatt also gar nicht mehr zu reisen (und vielen Ländern somit ihre Haupteinnahmequelle zu verweigern), ist es besser, sein Verhalten zu verändern und die Welt durch nachhaltiges Reisen zu entdecken. Und das ist mittlerweile einfacher, als man erwarten würde.
Pioniere der Nachhaltigkeit
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Eine Handvoll Hotels haben die Dringlichkeit der Situation bereits vor Jahren erkannt und sind mit ihren Praktiken zu wahren Pionieren geworden. Allen voran „The Brando“ in Französisch-Polynesien, das als erstes Resort weltweit eine Platin-LEED-Zertifizierung erhielt. Diese wird vom U.S. Green Building Council verliehen, LEED steht für „Leadership in Energy and Environmental Design“, attestiert also eine Vorreiterrolle im Energie- und Umweltaspekt.
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Das luxuriöse „The Brando“ arbeitet stets umweltorientiert bei der Ressourcenbeschaffung, Energie- und Wassereffizienz und möchte möglichst bald CO2-neutral sein. Andere Häuser wie die naturverbundene „Pikaia Lodge“ auf den Galapagosinseln, wo Artenerhaltung ebenfalls Priorität sind, haben diesen Status bereits erreicht. Mit der Eröffnung des heiß ersehnten „Six Senses Svart“ nächstes Jahr in Norwegen werden völlig neue Standards gesetzt. In puncto Design eine Klasse für sich soll es sogar das erste energiepositive Hotel der Welt werden. Es wird also dank Solarenergie mehr Strom produzieren, als es verbraucht.
Sustainability and the City
© The Red Carnation Hotel Collection
Man muss aber nicht unbedingt in tropische Gefilde oder hoch in den Norden, um effektive, umweltbewusst agierende Hotels zu finden. Immer mehr Stadtrefugien verschreiben sich weitgehend nachhaltigen Praktiken. Sie verwenden natürliche Materialien und Bauweisen, achten auf einen CO2-Ausgleich oder unterstützen gemeinnützige Initiativen. Ein besonderes Highlight in London ist „The Rubens at the Palace“, das nicht nur Lebensmittelverschwendung vermeidet und zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien baut, sondern sich auch mit einer „Living Wall“ schmücken darf. Über 20 Meter hoch ist die begrünte Wand, auf der mehr als 20 saisonale Pflanzenarten wuchern. Nicht nur die Luftqualität wird durch die „grüne Lunge von Victoria“, wie sie liebevoll genannt wird, verbessert. Auch Bienen, Schmetterlinge, Vögel und andere Kleintiere nennen sie ihren Lebensraum.
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Ein weiteres Paradebeispiel für LEED-zertifizierte Stadthotels ist die hippe Brand „1 Hotels“, die neben den USA auch in Europa, China und Australien vertreten ist. Abgesehen von ihrem umweltorientierten Bestreben arbeitet die Hotelmarke stetig daran, die Diversität unter ihren Mitarbeitern zu erhöhen und die Gleichstellung von Minderheiten zu garantieren.
Für die nächsten Generationen
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Das Gesamtziel ist es, kommenden Generationen eine Welt zu hinterlassen, die besser ist als die, die wir vorgefunden haben. Dies beinhaltet unter anderem die Bekämpfung von Armut und Hunger, Bildung, Gleichstellung der Geschlechter sowie den Schutz der Umwelt. Der Großteil nachhaltiger Hotels setzt messbare Schritte, um Chancengleichheit zu implementieren und lokale Communitys zu fördern, finanziell und strukturell. Wer hier urlaubt, kann seine Reise nicht bloß ohne Reue genießen, sondern auch stolz darauf sein, seinen Teil beigetragen zu haben.
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Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2023.