Mythos Detoxen – von Fasten zu Autophagie
Fasten, um dem gestressten Körper einen Neustart zu ermöglichen, hat eine lange Tradition. Trotzdem gibt es viele Mythen, die nicht mehr stimmen: Zeitgemäßes Detox ist weit mehr als bloß möglichst wenig zu essen – die sogenannte Autophagie hilft den Zellen, sich zu regenerieren.
10. Januar 2024
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Eigentlich kann Detox ja vieles sein. Weniger Zeit am Handy zu verbringen, sich von materiellem Ballast in der Wohnung zu befreien, einen Monat lang keinen Alkohol zu konsumieren oder abends reinigenden Tee zu trinken. Detox bedeutet übersetzt entgiften. Und damit fängt das Problem, was den Körper betrifft, auch schon an. Im Grunde gibt es hier nämlich nichts zu „entgiften“ – Leber, Darm und Nieren arbeiten beim gesunden Menschen zuverlässig daran, dass kaum schädliche Stoffe zurückbleiben.
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Längst ist man davon abgekommen, dass es „Schlacken“ im Darm gibt. Der menschliche Körper ist kein Hochofen, in dem sich schädlicher Ruß ansammelt. Dafür gibt es in aktuellen Studien aber Anhaltspunkte, wonach der zeitweise Verzicht auf Nahrung verjüngend wirken kann. Die „Autophagie“ (aus dem Griechischen: „sich selbst essend“) ist ein Recyclingprozess, bei dem der Körper krankhafte Zellbestandteile abbaut. In den 1960ern wurde dieses Phänomen erstmals beschrieben: es ist ein Mechanismus zur Überlebenssicherung von gesunden Zellen und ein Selbstmordprogramm für geschädigte Zellen. Daher wird er auch für die Behandlung von Tumoren erforscht – aber auch, inwiefern dieser Reinigungsprozess hilft, die Alterung zu verlangsamen. Der menschliche Körper setzt nach 13 bis 16 Fastenstunden die Autophagie in Gang. Intervallfasten ist also ein gutes Mittel, Zellerneuerung in die Wege zu leiten. Fasten bedeutet, den Organismus zu entlasten, ihm eine Auszeit zu gönnen, damit er später zu neuen Höhen gelangt.
Intervallfasten liegt im Trend
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Was man früher Dinner-Cancelling nannte, hat ein zeitgemäßes Update erfahren. Es gilt, regelmäßig längere Essenspausen einzulegen. Die beliebteste Variante ist die 16/8-Methode – man fastet jeden Tag 16 Stunden, in den übrigen Stunden nimmt man seine Mahlzeiten ein. Bei der 5/2-Methode isst man an fünf Tagen der Woche normal, während man an zwei Tagen nichts oder nur sehr wenig zu sich nimmt. Zum Abnehmen eignet sich Fasten nur bedingt, wenn man danach wieder in alte Essensmuster verfällt. Gleichzeitig kann regelmäßiges detoxen aber sehr wohl dabei helfen, alte, ungesunde Muster zu durchbrechen und zu merken, dass es auch ohne Koffein und Alkohol geht. Fasten sollte jedoch nicht als Verzicht, sondern als Bereicherung betrachtet werden – oft steigt dadurch das Energielevel, der Blutzuckerspiegel wird gesenkt, was uns gesünder macht.
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Für Fastenneulinge macht eine ärztliche Begleitung Sinn. In vielen auf Detox spezialisierten Luxushotels beginnt der Aufenthalt mit einer bioenergetischen Untersuchung, bei der die Energieflüsse und -blockaden im Körper ermittelt werden. Medizinische Diagnosetests zeigen das Niveau des oxidativen Stresses und des metabolischen Intoxikationsstatus des Körpers an. Danach werden maßgeschneiderte Behandlungen entwickelt, die von medizinischem Fachpersonal überwacht werden.
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Fasten ist allerdings nicht für jeden geeignet. Man sollte gesund sein, um seinen Körper einem Detox-Programm auszusetzen. Wer fastet, darf zudem keinen Extremsport betreiben, das überfordert den Körper. Massagen helfen, Blockaden zu lösen – in einigen Chenot-Häusern beispielsweise wird Tuina angewandt, eine der ältesten Heilmethoden der chinesischen Medizin, die das Immunsystem stärken und bei Beschwerden wie Schlaflosigkeit, Verstopfung, Kopfschmerzen, Migräne, Reizdarmsyndrom, prämenstruellem Syndrom und emotionalen Problemen wirksam sein soll. Aber auch meditative Spaziergänge helfen – im „Mayrlife“ in Altaussee etwa wandert man am Fuß einer malerischen Gebirgslandschaft. Hollywood-Star Rebel Wilson schwärmt von dieser Gesundheitskur in Österreich – sie ist regelmäßig im steirischen Salzkammergut zu Gast.
Reset and Recharge
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Auch im „RAKxa Retreat“ in Thailand gehen Entspannung und Entgiftung Hand in Hand. In der minimalistischen Ruheoase, die auf traditionelle Bauweise und hochwertiges Holz setzt, werden fünf- bis zehntägige Detox-Programme angeboten, die auf ganzheitliche Erfahrungen setzen. Ausgangspunkt ist eine medizinische DNA-Analyse, aber auch die Umgebung ist heilend. Das Retreat liegt auf einer geschützten Halbinsel, die als „grüne Lunge von Bangkok“ bezeichnet wird. Im „RAKxa“ gibt es sogar einen Tee-Sommelier, um die beruhigende oder anregende Wirkung von Kräutern noch besser einsetzen zu können.
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Verzicht ist immer auch ein Gewinn: Wer weniger gestresst ist, kann sein Leben bewusster genießen. Entgiften, falls es so etwas überhaupt gibt, fängt nämlich im Kopf an – indem man toxische Gedanken wie Wolken vorbeiziehen lässt.
Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2023.