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Mit müheloser Eleganz: Cipriani

Sie haben den Bellini und das Carpaccio erfunden und Berühmtheiten wie Charlie Chaplin und Ernest Hemingway bewirtet: Das Geheimnis der Cipriani-Dynastie ist nicht greifbar, aber spürbar. Und obwohl man diesen Spirit schwerlich patentieren lassen kann, ist es in der über 90-jährigen Geschichte des Unternehmens noch ­niemandem gelungen, die Legende zu kopieren.

6. Dezember 2023


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Arrigo Cipriani ist ein eleganter Gentleman, aber auch einer, der kein Blatt vor den Mund nimmt. Als Chef der legendären „Harry’s Bar“ in Venedig teilt der heute 91-Jährige gern aus: gegen den „französischen Reifenflicker“, deren Restaurantführer die Gastro-Szene zerstört habe; gegen die Politik, die für Venedig mehr tun könne; und den Tourismus, der die Stadt zerstöre. Geht es jedoch um das Erbe seines Vaters Giuseppe Cipriani – um die Bar, in der man den Bellini und das Carpaccio erfand, in der Charlie Chaplin, Woody Allen, Greta Garbo, Tom Cruise und Ernest Hemingway saßen – wird aus dem missmutigen Signore ein Softie. Denn in „Harry’s Bar“ ist die Welt noch in Ordnung. Hier signiert Cipriani gern eines seiner Bücher, oder lässt sich zu einem Plausch hinreißen. Gelegentlich serviert er sogar selbst Carpaccio oder Bellinis. Ändern will er hier nichts; die Bar soll so bleiben, wie sie sein Vater einst erdachte.

Eine Erfolgsgeschichte

Cipriani

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Findig, das war Giuseppe Cipriani allemal. So kreierte er 1948 den Bellini (anlässlich einer Ausstellung des italienischen Renaissancemalers Giovanni Bellini); 15 Jahre später folgte das Carpaccio, dünn geschnittenes rohes Rinderfilet – ebenfalls nach einem Maler benannt, aber erfunden für den Stammgast Contessa Amalia Nani Mocenigo. Schnell wurde „Harry’s Bar“, benannt nach deren Geldgeber Harry Pickering, weltberühmt. Zeilen wie „Dann zog er die Tür von ‚Harry’s Bar‘ auf und war drinnen, und er hatte es mal wieder geschafft und war zu Hause“ in Hemingways „Über den Fluss und in die Wälder“ halfen, den Legendenstatus der unscheinbaren Bar nahe dem Markusplatz zu etablieren. 

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Im Jahr 2001 adelte das italienische Kulturministerium die Bar samt Original-Interieur aus den 1930ern als „nationales Wahrzeichen“. Auch ein Grund, weshalb sich hier so schnell nichts ändern wird. Bis auf die Preise freilich, die waren nämlich schon immer astronomisch.

Rasante Expansion

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Arrigo (die italienische Variante des Namens Harry) Cipriani hat die Geschäfte inzwischen großteils an seinen eigenen Sohn, Giuseppe II., übergeben. Mehr als 20 Restaurants und Bars weltweit gehören mittlerweile zum Imperium der Familie Cipriani wie fünf Hotels, liebevoll „Casas“ genannt. Das Erste, heute das „Belmond Hotel Cipriani“, ist nicht mehr Teil der Cipriani-Gruppe, obwohl es noch deren Namen trägt. Giuseppe II. ist keiner, der lange fackelt, das Gastro-Gen liegt ihm nämlich ebenso im Blut wie die Geschwindigkeit. Der heute 58-Jährige war zunächst Autorennfahrer, bevor er ins Familienunternehmen einstieg. Und das zu einer Zeit, als das Imperium nicht nur Weltruhm, sondern teilweise auch einen zweifelhaften Ruf genoss. Von Steuersünden und Kontakten zum organisierten Verbrechen war die Rede.

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Doch davon scheint man sich rundum erholt zu haben. Heute ergänzen zwei ikonische Häuser in Mailand und New York das Portfolio, das neben Bars und Restaurants auch Spezialitäten wie in Flaschen abgefüllte Bellinis, Eisgeschäfte, Cafés und selbst Küchenutensilien umfasst. Die Hotels sind eigentlich private Clubs, die über herausragende Zimmer und Suiten verfügen: Wer hier übernachten will, ist zeitweiliges Member. Zwei weitere Outlets sind im Entstehen, in Punta del Este (Uruguay) und in Miami; hier sind auch Residences käuflich erwerbbar. Dass das Familienimperium auch weitergeführt wird, dafür sorgt bereits die vierte Generation: Arrigos Enkelsöhne Ignazio und Maggio sind die Gründer von „Mr. C Hotels“ mit Häusern in Beverly Hills, Miami und Dubai.

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Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2023.

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