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Joachim Pötschger: Sein Wort hat Gewicht

Personal Trainer Joachim "Jopo" Pötschger im Falstaff TRAVEL Interview über Superstars als Kunden, Berge und Trainingsmethoden.

2. Februar 2022


In den Wolkenkratzerschluchten New Yorks trainierte er Hollywoodstars, heute lebt Personal Trainer Joachim Pötschger alias „Jopo“ in den Bergen Tirols und macht Spitzensportler fit. Von Daniel Craig bis zu den Klitschko-Brüdern: Wer auf ihn hört, hat Erfolg.

Man darf ohne Übertreibung sagen, dass Sie mitverantwortlich sind für den gestählten Körper von James Bond, immerhin waren Sie der Personal Trainer von Darsteller Daniel Craig über den Zeitraum der Dreharbeiten zu einem der Filme. Wie kam es dazu?

(lacht) Daniel war nicht mein erster Prominenter; in meiner Zeit in New York trainierte ich viele Superstars, aber den Ausschlag gab wohl Jude Law, den ich über mehrere Wochen in Sankt Moritz begleitete und für eine Filmrolle fit machte. Er empfahl mich weiter, und so ergab das eine das andere. In diesem konkreten Fall war es so, dass er mich an eine Agentur in London vermittelte, weil er mit meiner Arbeit sehr zufrieden war. Irgendwann wurde ich mit anderen Trainern zu einem Casting in den Bayerischen Hof nach München eingeladen. Wir wussten gar nicht, wen wir trainieren sollten, aber siehe da! Es war Daniel Craig, der sich auf einen Bond-Film vorbereitete. Ich begleitete ihn dann zweieinhalb Monate von Drehort zu Drehort und trainierte mit ihm.

Wie macht man das, wenn man immer unterwegs ist und kein passendes Equipment zur Verfügung steht?

Ich beschäftige mich mit dem Körper, nicht mit Maschinen. Bei Daniel Craig habe ich etwa sofort gesehen: Der ist fit, hat eine gute Körperspannung, mit dem kann man arbeiten.

Wie definieren Sie „fit“?

Ganz einfach: jeden Tag problemfrei aufstehen zu können und nicht über Probleme nachzudenken, sondern über Ziele.

Nun arbeiten Sie nicht nur mit Superstars, sondern auch mit Spitzensportlern. Was können Sie Topathleten vermitteln, was die nicht schon längst selbst wissen?

Hier geht es oft auch um Entschleunigung. Viele der Spitzensportler sind auch im Übertraining, es geht darum, neue Zugänge zu finden; es geht darum, zu erklären, was es mit dem Körper macht. Ich denke, das ist meine besondere Gabe, ich verstehe Körper und erkenne Abläufe intuitiv.

Sie haben keinen vorgefertigten Plan, wie Sie mit Spitzensportlern oder Superstars arbeiten, sondern „improvisieren“, wenn sie vor Ihnen stehen. Warum das?

Ein zielführender Plan für den Kunden bringt nichts. Du siehst, ob der Kunde wächst. Ich bereite mich auch nicht vor auf einen Termin, sondern sehe den Fortschritt – also den echten und nicht den angenommenen Fortschritt – direkt vor Ort. Ich lerne vom Kunden, genauso wie er von mir lernt. So entsteht der Plan – in der Trainingshalle. Und so wächst man gemeinsam.

Reden wir über den Standort Seefeld, Sie sind hier auf einem Hochplateau in den Tiroler Bergen. Hat das Auswirkungen auf Ihre Arbeit?

Hier oben ist der Sauerstoffgehalt geringer – wer hierher zum Training kommt, muss sich erst akklimatisieren, das dauert im Schnitt drei bis vier Tage. Man sollte eigentlich drei bis vier Wochen auf dieser Höhe bleiben und immer etwas variieren, rauf und runter. Das nennt man Zwischenhöhen. Wenn man dann wieder runterkommt, merkt man schnell, dass die Leistungsfähigkeit zugenommen hat. Eigentlich sollte jeder von uns seine Ferien in den Bergen verbringen! Laufen in Hamburg fühlt sich anders an als in Seefeld. Übrigens: Richtig schlafen ist ebenfalls wichtig.

Nun hat nicht jeder Zeit und Lust, seinen Urlaub in den Bergen zu verbringen. Was raten Sie diesen Menschen?

Man kann bei Sport auch entschleunigen, es geht um das Mindset. Man sollte einfach genau das machen, worauf man Lust hat. Ich habe gelernt: Der nicht durchstrukturierte Plan ist der erfolgreichste, der nicht durchdachte Plan ist der beste. Sonst setzt man sich selbst zu sehr unter Stress. Einzig: Die Politik hinter dem Sport muss allgemein strukturierter sein …

Wie darf man das verstehen?

In der Schule wird unsere Einstellung zu Körper und Bewegung geprägt. Leider ist unser Gesundheitswesen ein Wirtschaftssystem. Alles ist durchstrukturiert, aber der Körper ist es nicht. Man darf nicht warten, bis jemand sagt, was man machen muss. Man muss sich nicht bekehren lassen. Heute ist alles eine Einbahn, dabei ist Sport ein universeller Lehrstoff. Und es wäre ganz einfach zu lösen: Bewegung viel größere Bedeutung geben.

Das ist ein ganzheitlicher Ansatz, der viel mit Gesundheit zu tun hat …

Klar! Gesundheit hat drei Säulen: Ernährung, Bewegung, Erholung. Wobei Erstere 50 bis 60 Prozent ausmacht und Letztere nur fünf bis zehn Prozent und man zwischen aktiver und passiver Erholung unterscheiden muss. Ernährung ist Religion, es gibt Gesetze, an die muss man sich verbindlich halten; es gibt aber auch Grauzonen, in denen man sich schon bewegen darf. Ich arbeite zum Beispiel mit einem Metabolic Screening – es ist wichtig, zu lernen, wie man den Stoffwechsel beschleunigt. Dazu muss man ihn aber erst verstehen. Es gibt keine Diät, sondern nur eine Art, zu leben. Das Wort Diät kommt übrigens aus dem Alt griechischen und bedeutet im ursprünglichen Sinne auch Lebensführung. Das sagt meiner Meinung nach alles.

Letzte Frage: Wie sind Sie eigentlich zum Sport gekommen?

Meine Faszination begann beim Schauen von Boxkämpfen. Da war immer die Frage: „Warum machen zwei professionell den gleichen Sport und einer ist immer besser?“ Diese Faszination treibt mich heute noch um. Später hatte ich einen schweren Unfall, diese Verletzungen haben mich geprägt. Mein Glück ist aber: Für mich ist es so logisch, wie der Körper funktioniert, ich denke, ich verstehe ihn sehr gut.

Jopo blickt auf 26 Jahre Erfahrung zurück – das schätzen auch Promis wie Waris Dirie, hier beim Training. ©Joachim Pötschger

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Jopo Pötschger arbeitet auch mit den in Deutschland produzierten und patentierten EMS-Anzügen von Easy Emotion Skin. Warum, erklärt er so: „Diese Anzüge sind supereffektiv und man ist ungebunden – also ideal für Vielreisende. Man darf es als Werkzeug verstehen, aber die Dosis ist relevant. Es ist ein adaptives System, das man universell einsetzen kann. Es schaff t eine Aktivität, man kommt in einen Flow.“ Der Unterschied zu herkömmlichen EMS-Anzügen ist, dass man diesen erwirbt und von überall aus trainieren kann. Die patentierten Trockenelektroden machen es möglich, indoor wie outdoor zu trainieren. Ab circa € 2500,–. easymotionskin.com

©Easy Emotion Skin

 

Joachim "Jopo" Pötschger

Anfänge
Der gebürtige Tiroler hatte schon immer Spaß an der Bewegung – leider kam mit 17 Jahren ein Mountainbike-Unfall dazwischen, der seine Aktivität im Boxsport durch einen 13-fachen Kiefertrümmerbruch beendete.

Bildungsweg
Nach der Ausbildung zum Fitnesstrainer absolvierte Jopo diverse Zusatzausbildungen im Bereich Rehabilitation und Prävention, Kinder-, Jugend- und Seniorensport, als Ernährungstrainer und Mentalcoach. Heute besitzt er ein abgeschlossenes Masterstudium in „Health & Fitness“.

Stationen
Nach einer Station in Monte Carlo war er auch elf Jahre in der Schweiz tätig, ein dreijähriger Aufenthalt in New York folgte.

Aktuell
2017 gründete er das Athletic Camp Austria, das sich der Vorbereitung von Spitzenathleten verschrieben hat. Mehrfache Weltmeister in diversen Sportarten sind hier regelmäßig
anzutreffen, aber auch Hobbysportler. Jopo ist verheiratet und lebt in Tirol.

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JOACHIM „JOPO“ PÖTSCHGER jopowertrainings.com, acasports.at
Athletic Camp Austria
Sagl 2a, 6410 Telfs in Tirol, Österreich

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Sommer 2021.

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