Editor’s Choice: The Twenty Two – the hottest place in town
Kein Dresscode, null Steifheit: „The Twenty Two“ im Londoner Stadtteil Mayfair vergreift sich an Traditionen – auf die schickste Art und Weise.
17. Mai 2024
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Grosvenor Square, schickstes London, schlimmstes Wetter. Draußen auf dem Pflaster hat sich Mayfair der Exklusivität zugewandt. Wo früher der Komponist Georg Friedrich Händel wohnte, können sich heute selbst Schwervermögende kaum mehr als eine Abstellkammer leisten. Der Stadtteil lebt vom Handel mit edlen Waren. In der New Bond Street – zwei Minuten zu Fuß, oder 30 Hupsekunden mit dem eigenen Rolls-Royce entfernt– haben alle großen Luxusmarken einen aufwendig gestalteten Shop. Dazwischen hat das Auktionshaus Sotheby’s seinen Sitz, und Top-Galerist David Zwirner lädt Kunstsinnige zum Gemälde-Erwerb ein.
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Die Nachbarschaft klingt sehr nach altem Geld und rüstigen Gepflogenheit. Wer hier ein Hotel eröffnet, so glaubt man, sucht jene Menschen, die sich über Generationen hinweg Landhäuser oder Familienschmuck weitervererben. Doch Navid Mirtorabi denkt anders. Vergangenes Jahr hat er in einem edwardianischen Sandsteinpalast „The Twenty Two“ eröffnet, ein Hotel mit 31 Zimmern und einem Members Club, und möchte damit gezielt eine jüngere Kundschaft ansprechen.
The Twenty Two
22 Grosvenor Square, London W1K 6LF, Vereinigtes Königreich
Tel.: +44 20 3988 5022
Web: the22.london
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Sechs Jahre hat Miratobi für dieses Projekt gekämpft und sogar Hugh Grosvener getroffen –den Duke of Westminster, dem die Grundstücke gehören. Vermutlich hat es geholfen, dass Grosvenor selbst erst knapp über 30 Jahre alt ist und möglicherweise mit dem „Twenty Two“ einen kleinen Rückzugsort im Londoner Zentrum für sich gefunden hat. Das Credo des Hauses lautet: Jeder weiß schon, in welchem Outfit er gut aussieht – deshalb gibt es keine Garderobenregeln wie in einem Gentlemen’s Club. Das Haus kombiniert individuelle Eleganz mit durchdachter Ästhetik, Inneneinrichterin Natalia Miyar hat statt torfbraune Ledersessel Pariser Leichtigkeit ins Gebäude gebracht. Gäste bestaunen viele Farben, viele Stoffe und viel Samt. Meerfarbene Wände, feuerrote Vorhänge, helles Fischgrätenparkett: Dieser Eklektizismus lädt zum Träumen ein. Einige Zimmer unterm Dach sind mit rot gemusterten Tapeten ausgestattet, sodass man sich in einem fernöstlichen Etablissement wähnt.
Noch mehr pikante Details gefällig? Ein Teppich mit Leopardenmuster führt die Treppe hinunter zum sogenannten Music Room. Im Keller wartet eine Diskothek auf tanzwütige Party People – könnte man sich im Buckingham Palace, der gar nicht so weit weg liegt, nun wirklich nicht vorstellen. Im Erdgeschoss befindet sich das hauseigene Restaurant, von dem es heißt, Besitzer Mirtorabi habe 28 verschiedene Schattierungen Blau testen lassen, bevor er sich für die momentane Farbe entschieden habe. Denselben Perfektionismus dürfen Gäste – auch Laufkundschaft, ausdrücklich – auf ihren Tellern erwarten: Die Küche verspricht mediterrane Geschmäcker zu britischen Rezepten, eine Londoner Mischung aus Ottolenghi und Pub-Food. Am Sonntag serviert das Restaurant seine Version eines Bratens – so traditionell darf es dann doch sein.
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The Twenty Two
22 Grosvenor Square, London W1K 6LF, Vereinigtes Königreich
Tel.: +44 20 3988 5022
Web: the22.london
Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Frühling 2024.