Das Salzkammergut: auf Tour mit Kultur
Die malerische Region, die sich auf Teile von Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark erstreckt, weiß mit Natur, Nostalgie und Tradition zu überzeugen – beweist aber als „Kulturhauptstadt Europas“ auch, dass avantgardistische Kunst und innovative Zukunftsvisionen im alpinen Raum angekommen sind.
17. April 2024
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Glasklare Seen, saftig grüne Berge und idyllische Städte und Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint: Seit Jahrhunderten zieht der landschaftlich und historisch geprägte Kulturraum am Nordrand der Alpen, der sich über die österreichischen Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Steiermark erstreckt, Menschen aus aller Welt in seinen Bann. 1997 wurde die Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Das märchenhafte Hallstatt diente sogar als Inspiration für den Disney-Hit „Frozen“ und lockt seitdem rund eine Million Besucher jährlich an.
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Für Jugendstil-Legende Gustav Klimt fungierte der Attersee nicht bloß als Inspirationsquelle, er war sein liebstes Refugium für seine Sommerfrische. Auch Schauspieler, Dramatiker und Opernsänger Johann Nestroy war von der pittoresken Region fasziniert und sinnierte über ihre Anziehungskraft für die Kunstwelt: „Denn sehen Sie, es ist jetzt ein Kreuz; die Welt wird nicht größer und die Maler werden immer mehr. Wo was Neues finden? Um jeden steirischen Felsen sitzen drei Maler herum und pemseln drauflos! Jedes Bachbrückerl, jedes Seitel Wasserfall prangt auf der Leinwand, das ganze Salzkammergut existiert in Öl.“ Kein Wunder, denn die atemberaubende Vielfalt und Schönheit, mit der das Gebiet glänzt, schafft es immer wieder, zu begeistern. Der Zauber des Salzkammerguts liegt nämlich nicht in der Veränderung, sondern in der Verbundenheit zur Tradition, in der Natur. Und in der liebevollen Gastfreundschaft der Bewohner, die Gäste heute wie damals mit offenen Armen empfangen.
Hang zur Tradition, Mut für Neues
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Mit einer reichen Geschichte, die bis in die Altsteinzeit zurückreicht, machte die Region unzählige Wandel durch. Ursprünglich wurde das Salzkammergut für ihre hohen Salzvorkommen bedeutsam – wovon sich auch ihr heutiger Name ableitet. Allerdings weitete der Begriff sich über die Jahre aus. Was historisch nur den oberösterreichischen Teil beschrieb, steht seit dem 20. Jahrhundert für das gesamte Gebiet, das sich vom Fuschlsee, Wolfgangsee und Mondsee in das Almtal, vom Tal der Vöckla bis zum Dachstein und zum Grimming erstreckt. Die 57 Gemeinden der heutigen Tourismusregion Salzkammergut reichen im Westen sogar bis zur östlichen Stadtgrenze von Salzburg.
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Zusätzlich zur Schönheit der Kalkalpen und der zahlreichen Seen zeichnet sich die Region durch einzigartiges Kulturgut, Brauchtümer und Traditionen aus, die es auf diese Art nirgends sonst zu erleben gibt. Von der Fronleichnamsprozession am Hallstätter See über das jährliche Narzissenfest im Ausseerland und die Kaisertage in Bad Ischl bis hin zu den winterlichen Glöcklerläufen hält das Salzkammergut an seinem bedeutsamen kulturellen Erbe fest, das von Generation zu Generation weitergereicht wird. Auch altbewährtes Handwerk wird aktiv aufrechterhalten. Uhrmacher, Goldschmiede und Steinmetze sind ebenso essenziell für die Region wie klassische Tracht oder die handgefertigten Stücke von Gmundner Keramik, der größten Keramikmanufaktur Europas.
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Doch nur, weil Brauchtum fest in der Region verankert ist, bedeutet das nicht, dass modernen Ideen kein Raum geboten wird. Ganz im Gegenteil: Heute wie damals hat die Kunst einen fixen Platz im naturschönen Salzkammergut. 2024 dürfen 23 der Gemeinden als erste alpine Region den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ tragen. Die dazugehörigen Festlichkeiten sind dabei alles andere als traditionell, altmodisch und konservativ.
„Kultur ist das neue Salz“
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Unter diesem Motto präsentiert die Kulturhauptstadt „Bad Ischl Salzkammergut 2024“ ein mehr als umfangreiches Programmbuch. Dabei wird der Hochseilakt zwischen authentischer Tradition und innovativen Zukunftsvisionen gekonnt gemeistert und auf das gesamte Jahr verteilt eine kreative Bandbreite an Veranstaltungen präsentiert, die die Kunstwelt und Laien gleichermaßen anspricht. Basierend auf den vier Programmlinien „Macht und Tradition“, „Kultur im Fluss“, „Sharing Salzkammergut – die Kunst des Reisens“ und „Globalokal – Building the New“ geht die Region einen Dialog mit Europa und der Welt ein und richtet den Scheinwerfer auf historisch verwurzelter und zeitgenössischer Kunst und Kultur. Unter anderem sind international renommierte Künstler wie Ai Weiwei, Xenia Hausner und Chiharu Shiota mit Ausstellungen vertreten. Gleichzeitig bekommen die Bewohner der Region die Gelegenheit, Teil der Konversation zu sein – und an der Gestaltung ihrer eigenen Zukunft teilzuhaben.
Nostalgie pur
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Das Kulturhauptstadtjahr wird zweifellos unzählige neue Besucher anlocken und das Gebiet durch das vielseitige Angebot in einen neuen Kontext rücken. Doch für Österreich-Liebhaber ist das Salzkammergut nach wie vor ein nostalgischer Evergreen. Spätestens seit dem Peter-Alexander-Klassiker „Im weißen Rößl“ aus 1960, basierend auf der gleichnamigen Operette von Ralph Benatzky, ist die Region ein Synonym für klassische Eleganz und typisch österreichischen Charme. Das ikonische Hotel im Zentrum des Heimatfilms wird heute bereits in fünfter Generation geführt und lockt vor allem mit dem Gourmetrestaurant „Poll’s Kaiserterrasse“ und einer spektakulären Poollandschaft mitten im Wolfgangsee.
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Dieser ist heuer auch Schauplatz zahlreicher Festivitäten abseits der zukunftsorientierten Events und avantgardistischen Highlights rund um die Kulturhauptstadt. 2024 feiert der strahlend blaue Wolfgangsee den 1100. Geburtstag seines Namenspatrons. Gemeinsam mit rund 150 Wolfgang-Orten in Mitteleuropa wird dem Heiligen Wolfgang von Regensburg mit zahlreichen Feierlichkeiten die Ehre erwiesen. Beispielsweise mit einem Genussabend, einer Staffelpilgertour und einem Gospelkonzert.
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Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Frühling 2024.