Abgehoben: Der Trend zum Private Travelling
Wieso Reisen in Private Jets immer beliebter werden und die Menschen mehr Geld für einen Luxus-Urlaub ausgeben.
16. Juli 2021
Individuelle Luxusreisen boomen, sei es im Privatjet, im eigenen Zug oder mit einem Zeppelin. Veränderte Umstände haben veränderte Bedürfnisse erzeugt – jenes nach Exklusivität und Ruhe hat an Schubkraft gewonnen. Private Travelling ist auf dem Vormarsch, ganz nach dem Motto: Prepare for Take-off!
Das Reisen wird immer wichtiger
Anstellen am Flughafen? Mit dem Privatjet ist das nicht notwendig – der Flieger wartet auf seine exklusiven Gäste. Ohne dass es andere überhaupt mitbekommen, steigt man bequem ein. Die Türen schließen sich, und los geht es in den Traumurlaub. „Luxus ist mittlerweile schwer zu definieren“, sagt der Reiseprofi Dominik Babel, der mit Elegant Travel individuelle Reisen im hochpreisigen Segment anbietet. „Ein goldener Wasserhahn und Champagner am Zimmer interessieren viele gar nicht mehr. Dafür wird das Erlebnis des Reisens immer wichtiger, der exklusive Zugang“, so der Fachmann.
Unterwegssein war lange eher ein lästiges Übel. Man nahm den Transport auf sich, um dann am Zielort endlich ausspannen zu können. Selbst wer es sich vor Corona hätte leisten können, mit dem Privatjet zu reisen, hielt das meist für unnötig hinausgeworfenes Geld. Man sparte lieber beim Anfahrtsweg, um sich dann am Zielort mit Luxus zu verwöhnen. Die Pandemie hat diesbezüglich neue Weichen gestellt. „Die Ansprüche an Sicherheit und Gesundheit sind mittlerweile bei den Reisenden gewachsen“, bestätigt Babel. „Man gibt lieber mehr Geld aus, um den Luxus des Alleinseins zu genießen – damit der Erholungsfaktor schon zu Hause beginnen kann.“
Luxus in der Luft
Laut Globetrender, einer britischen Agentur, die Reisetrends prognostiziert, legen Reisen mit Privatjets massiv zu. Adam Twidell, CEO des exklusiven Fluganbieters Privatefly, erklärt das auf der Homepage von Globetrender folgendermaßen: „Reisende versuchen, Menschenmengen und überfüllte Plätze zu meiden. Private Anbieter füllen Lücken, die durch die Einbrüche der kommerziellen Luftlinien entstanden sind. Das gilt sowohl für Business- als auch für Urlaubstrips.“
Wie sich das Flugangebot nach der Pandemie verändern wird, ist nach wie vor unklar. Viele kommerzielle Fluglinien mussten Strecken streichen – ob sie jemals wieder aufgenommen werden, ist fraglich. Innovative Anbieter springen ein und bieten neue, maßgeschneiderte Produkte an, die auf die neuen Verhältnisse reagieren. Das Schweizer Reise-Start-up Travelcoup Deluxe etwa setzt auf Privatjet Pauschalreisen. „Ein Konzept, das längst überfällig war“, sagt CEO Niclas Seitz: „Die Menschen möchten sicher, sorgenfrei sowie zeiteffizient reisen und sich in ihrem ersten Urlaub nach langer Zeit etwas gönnen.“ Zielgruppe ist das mittlere Premiumsegment, der klassische Premium-Economy- oder Businessclass-Passagier. Eine Mallorca-Trip mit vier Hotelübernachtungen, Hin-/Rückflug und Transfer vom/zum Flughafen wird da ab ca. 4000 Franken pro Person angeboten.
Privates Dinner
Aber wie verträgt sich diese Art des exklusiven Reisens mit dem Umweltschutzgedanken, der immer wichtiger wird? „Die Emissionen pro Passagierkilometer sind im Privatjet höher als im Großraumflugzeug“, gibt Seitz zu. „Wir sind uns der Verantwortung gegenüber der Umwelt bewusst und kompensieren flugbedingte CO2 -Emissionen bei jedem Flug automatisch und vollständig. In jeder Destination bieten wir Premiumhotels, die ein besonderes Augenmerk auf Ökologie legen, sowie Transfers mit Elektroautos“, so der CEO.
Der Hunger nach Reisen ist groß nach der Pandemie. Kein Wunder, dass Weltreisen boomen, man hat schließlich einiges nachzuholen. Ab 159.000 US-Dollar ist man bei einem Rundtrip dabei, den Crystal Air Cruises anbietet. Die Gäste sind mit einer luxuriös ausgestatteten Boeing 777-200LR unterwegs; Butler, Concierge und Michelin-Chefs inklusive. Stopovers sind bei dem 27-tägigen Trip unter anderem in Los Angeles, Tokio, Peking, Bangkok und Paris geplant. Auch auf individuelle Wünsche wird eingegangen: In Peking etwa kann man den Chonghua-Palast besuchen, der normaler[1]weise für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Oder doch lieber ein privates Dinner auf der Chinesischen Mauer? Kein Problem.
Ewiges Eis
Je ausgefallener, desto besser: Menschen, die schon fast überall auf der Welt waren, haben nur noch wenige weiße Flecken auf ihrer persönlichen Reiselandkarte. Der Südpol gehört da wohl meist dazu. Das Luxushotel „Ellerman House“ im südafrikanischen Kapstadt vermietet nicht nur Villen mit fantastischem Blick auf das Meer mit Private Chef, sondern bietet auch einen Trip in die Antarktis mit dem Privatjet und von dort aus weiter zum Südpol an. „White Desert Experience“ nennt sich das Abenteuer, für das man warme Kleidung einpacken sollte. Es reicht von einem Tag inklusive Champagnerausklang bis zu Aufenthalten von 24 Tagen im ewigen Eis.
Das sogenannte „Whichaway Camp“ ist ein kleines, hochexklusives Hotel in der Antarktis. Von geführten Wanderungen über das Erklettern von Eisformationen bis zum entspannten Picknick reicht das Angebot, je nach Fitnesslevel. Von dort aus geht es dann erneut mit dem Privatjet zum geografischen Südpol und zur legendären Amundsen-Scott-Polarstation. Angereist wird im Bombardier Challenger 350, einem Privatjet der Superlative mit Platz für acht Gäste. Wer es noch exklusiver will, verbindet den Privatjet mit der Privatyacht: Eine achttägige Reise auf die Galapagosinseln für zwölf Gäste beginnt mit einem Privatjet, der einen zur Yacht (natürlich mit Jacuzzi) bringt. Ein Guide steht für jede private Tour zur Verfügung, ein Koch erfüllt alle Wünsche. Für 49.800 US-Dollar pro Person ist man dabei.
Slow Travel
Aber auch Slow Travel liegt im Trend. Luxuszüge sind die neuen Kreuzfahrtschiffe, nur kleiner, exklusiver und umweltfreundlicher – Züge wie der japanische Klassiker Twilight Express Mizukaze, der mit nur 34 Passagieren auf Exklusivität und hochwertiges Design setzt. Der ebenfalls japanische Shiki-Shima ist seit 2017 im Einsatz und ein Fünf-Sterne-Hotel auf Schienen. Die Deluxe-Suite verfügt sogar über einen funktionsfähigen Kamin, um echtes Wohnzimmergefühl aufkommen zu lassen. Für das coole Design ist der ehemalige Porsche[1]und Ferrari-Designer Ken Okuyama verantwortlich. Zugleich bietet der futuristisch anmutende Zug eine beschauliche Reise in die japanische Kultur: Es gibt typisch japanische Badewannen; Teezeremonien werden abgehalten.
Wer trotzdem lieber abheben möchte, dem stehen Zeppeline zur Verfügung. Sanft gleitet man durch die Lüfte, reist langsam und hat doch einen hohen Abenteuerfaktor. Reiseexperten prophezeien dem Zeppelin, dass er eine mögliche Zukunft des luxuriösen Reisens sein wird. Zeppeline sind Fünf-Sterne-Hotels am Himmel; eine Yacht, mit der man fliegen kann. 2023 soll dieser Traum wahr werden. 16 Touristen sollen sich dann von Spitzbergen aus in Richtung des eisigen Nordens aufmachen.
Die besten Privatjet-Anbieter
Avcon Jet
Dieser Anbieter gehört zu den größten europäischen Unternehmen der Geschäftsluftfahrt und bietet eine breite Auswahl an Dienstleistungen an. Mit weltweit insgesamt 70 Flugzeugen wird das gesamte Spektrum der Businessjet-Modelle abgedeckt. Dementsprechend ist auch das Netzwerk global aufgebaut, was die geschäftliche Flexibilität im Sinne des Kundenservice erhöht. Besonders gut: Avcon Jet ist zur Teilnahme am Programm für visumfreies Reisen (Visa Waiver Program) zugelassen, das es Reisenden der teilnehmenden Länder ermöglicht, die Vereinigten Staaten ohne Visum zu besuchen.
Privatefly
Dieser Anbieter offeriert drei verschiedene Möglichkeiten, mit einem Privatjet zu fliegen: die Privatefly Jet Card, den Privatefly Jet Account und für Gelegenheitsreisende den On-demand-Charter.
Travelcoup Deluxe
Travelcoup Deluxe ist eine neue Art des Reisens, bei der jedes Reisearrangement einen Flug im Privatjet inkludiert. Das Unternehmen ist in der Schweiz ansässig, gegründet Juli 2020. Acht Passagiere haben maximal in den Fliegern Platz, müssen aber nicht zwingend zu einer geschlossenen Gruppe gehören. Flüge werden ab Zürich, München, Frankfurt und Düsseldorf angeboten.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Boeing Business Jets
Laut Eigenwerbung bringt Boeing Business Jets das Beste aus der kommerziellen Luftfahrt in den Bereich der privaten Flugreisen und bietet Kunden eine breite Palette von Boeing-Produkten, die individuell für den privaten, geschäftlichen oder staatlichen Sektor angepasst werden können. Fakt ist: Die Ausstattung der Flieger ist grandios, man findet hier die gleichen Annehmlichkeiten wie am Boden: Büro, Schlafzimmer, eine Dusche, Essensmöglichkeiten, Unterhaltungsmöglichkeiten etc. – so wird jeder Langstreckenflug zum Vergnügen.
JetASAP
Völlig neu ist das Konzept von JetASAP, das erst 2020 lanciert wurde und via App funktioniert – und ganz unkompliziert in der Handhabung ist. Mittels App sucht und bucht man den Privatflug, muss keinen Mitgliedsbeitrag zahlen und kann direkt mit dem Operator in Kontakt treten. Ziel dahinter: die Buchung von Privatjets so einfach wie möglich zu gestalten. Das Konzept selbst ist sogar patentiert.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Credit: Hybrid Air Vehicles, 123rf, Boeing, Rainer Klostemreier, Axel Kull, : Taketo Oishi / AP / picturedesk.com, Aman Hotels