Wie Alan Faena die Hotellerie revolutioniert
Möchte man Alan Faena beschreiben, greift „Hotelier“ viel zu kurz. Auch „Immobilienentwickler“ oder „Visionär“ wäre treffend, aber längst nicht ausreichend. Selbst bezeichnet sich der Argentinier als „Hacedor“ – als „Schöpfer“.
12. Juni 2023
Faena Hotel Miami Beach © Todd Eberle
Stets weiß gekleidet, meist mit Hut: So kennt man Alan Faena. Der gebürtige Argentinier zählt auf dem internationalen Hospitality iParkett spätestens seit der Eröffnung seines ersten großen Projekts in Buenos Aires zu den schillerndsten Figuren der Szene. Seine Erfolgsgeschichte beginnt aber schon viel früher – denn getrieben vom unbändigen Wunsch, etwas zu erschaffen, gründete Faena im Jahr 1985 sein Modelabel „Via Vai“. Damals war er gerade einmal 22 Jahre alt. Er selbst arbeitete als Designer, nach zehn Jahren verkaufte er die Marke; Fanea war zu etwas Größerem bestimmt.
Faena-Properties © Nik Koenig
Den Sprung in sein neues Leben wagte er daher nicht einfach mit einer Immobilie, einem Restaurant oder einem Hotel – ein ganzes Viertel sollte letztlich sein geistiges Kind werden. Gemeinsam mit Unternehmer Leonard Blavatnik, Stardesigner Philippe Starck und dem Architektenteam Foster & Partners nahm er sich des verlassenen Hafendistrikts Puerto Madero in Buenos Aires an. Das Hotel, entworfen von Starck, eröffnete im Jahr 2004. Das Design ist ein Statement: Der Weg ins Faena-Paradies führt nämlich einen langen roten Teppich entlang. Und der ist tonangebend – neben vielen roten Accessoires finden sich auch glamouröse Details an vielen Ecken und Enden. Da wären beispielsweise die handgemachten Überwürfe, edle Textilien und nicht zuletzt eine riesige goldene Krone, die über dem Pool zu schweben scheint. Klar, dass die Touristen hier nicht lange ausblieben, doch auch Locals zieht das Gebiet in seinen Bann, unter anderem durch Wohnprojekte wie die Faena Aleph Residences, das Faena Art Center, zahlreiche Restaurants und Entertainment-Venues sowie durch das „Faena Spa“. Aus einem verlassenen Teil der Stadt wurde ihr lebendigstes Viertel. „Wir schaffen Projekte, die die Kraft haben, Städte positiv zu verändern, indem sie alte Paradigmen verschieben und schnell zu neuen kulturellen Epizentren werden“, beschreibt der Schöpfer seine Vision. „Faena ist meine persönliche Art, Dinge zu tun, ein unverwechselbares Beispiel für eine widerstandsfähige und innovative Gemeinschaft in der Welt.“ Und tatsächlich: Wo Faena hingeht, folgt eine illustre Gästeschar.
Faena Spa Warteraum © Nik-Koenig
Beach Glamour in Miami
So auch in Miami Beach. Auch hier war es nicht ein Hotel allein, das Faena erschuf – ganze sieben Blocks umfasst jenes Viertel, dessen er sich 2013 annahm. Insgesamt zwei Hotels, acht Restaurants und Bars, ein Theater, ein „Healing House“, das Kulturzentrum „Faena Forum“, Shops und Verkaufsflächen sowie ein weiteres Faena Art Center waren logische Konsequenzen aus Faenas innerstem Bedürfnis, etwas Neues zu erschaffen. Er ist eben ein „Hacedor“, ein Macher; in seinem Fall wohl tatsächlich ein Schöpfer ganzer Welten, denn dort, wo einst die dunkelsten Orte einer Stadt waren, knipste Faena mit Events, Partys und vom Glamour der 1950er-Jahre getragenem Design nicht nur sprichwörtlich das Licht an.
Presidential Suite © Tim Clinch
„Als Creator gibt man immer alles, egal wie klein oder groß eine Sache auch ist“, so Faena. Dass „die Sache“ meist größer ausfällt, ist kein Zufall: „Ich arbeite immer mit großartigen Geistern zusammen“, sagt der Argentinier. Philippe Starck ist einer davon, Künstler Damien Hirst, Regisseur Baz Luhrmann sowie die Ausnahmearchitekten Norman Foster und Rem Koolhaas sind nur einige der anderen. Trotz seines Erfolgs und seiner Selbstinszenierung hat man nie das Gefühl, dass Faena die Bodenhaftung verloren hätte. „Um meine Träume zu erschaffen, musste ich zuerst mich selbst erschaffen“, sagt der fast 60-Jährige heute. Sich Schwächen einzugestehen gehört für ihn zum Kreativprozess dazu, wie er in seinem jüngsten Werk, dem Buch „Architecture of Being“, gesteht.
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© beigestellt
Zukunftsmusik
Ans Aufhören denkt Faena noch lange nicht. Vor Kurzem wurden Pläne für sein nächstes Projekt bekannt: 2024 will er „Faena the Red Sea“ in Saudi-Arabien eröffnen. Gelegen an der Südküste der Shura-Insel sind 150 Villen und Suiten geplant, jede von ihnen mit Pool und uneingeschränkter Sicht aufs Meer. Zum Resort sollen sechs Restaurants und (alkoholfreie) Bars ebenso gehören wie der „Living Room“ für Konzerte und Performances und das „Tierra Santa Healing House“ für Wellnesssuchende. Wann dieser Ort zum ItPlace wird, ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Frühling 2023.