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Weshalb Mental training jetzt angesagt ist

Achtsamkeit liegt im Trend: Anstatt die Welt um uns herum zu vergessen, wollen wir uns neu mit ihr verknüpfen. Yoga, Meditation und Atemübungen helfen uns nicht nur dabei, Stress abzubauen, sie machen uns auch kreativer und empathischer.

10. November 2023


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Einer der größten Wellnesstrends für 2023 ist spirituelles Wohlbefinden; das Gefühl, mit etwas Größerem als sich selbst verbunden zu sein. Das muss nicht religiös oder esoterisch gedacht sein – es geht um Zufriedenheit und innere Harmonie. Darum, Strategien zu entwickeln, ganz im Moment zu sein, anstatt in den ewig gleichen Strukturen gefangen zu bleiben. Die Pandemie hat diesem Trend zusätzlichen Schwung verpasst: Je mehr Zeit wir im Homeoffice verbringen, desto schwieriger ist es, eine gute Work-Life-Balance zu finden. Arbeit und Freizeit gehen nahtlos ineinander über; gesund ist das nicht.

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Gleichzeitig verlassen Wörter wie Gelassenheit, Mitgefühl und Achtsamkeit die Eso-Ecke. Meditation muss nichts mit Räucherstäbchen, esoterischen Klängen und Batiktüchern zu tun haben. Sich hinsetzen, bewusst atmen, jeden einzelnen Körperteil spüren, wie er schwer und entspannt wird; vielleicht im Kopf eine Reise an einen sonnigen Strand unternehmen oder eine aktive Meditation durchführen, bei der körperliche Übungen ausgeführt werden; bewusstes Gehen, Yoga oder auch Kampfkunststile, sie alle gehören dazu. Das Ziel ist stets dasselbe: den Geist zu fokussieren und zu beruhigen.

Nirwana im Alltag

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Meditation ist so alt wie die Menschheit selbst. Ursprünglich handelte es sich dabei um einen umfassenden Weg, bei dem die Wiedervereinigung von Geist und Körper erreicht wurde. Mittlerweile ist dieser spirituelle Ansatz im profanen Alltag angekommen und wird von der Wissenschaft untersucht, zunehmend auch von Krankenkassen als Therapieform bezahlt. Bereits 2016 prognostizierte Zukunftsforscher Matthias Horx den Megatrend Achtsamkeit – ein Bewusstseinszustand, in dem man voll im Hier und Jetzt verankert ist. Gedanken und Sinneseindrücke lässt man einfach passieren, ohne sie zu bewerten.

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„Mach mal Platz im Kopf“ nennt das der englische Meditationsprofi Andy Puddicombe sehr pragmatisch in seinem gleichnamigen Bestsellerbuch. Von der „New York Times“ wurde er als „Jamie Oliver der Meditation“ gefeiert. Für ihn ist Meditation vergleichbar mit einem Fitnesstraining – ganz ohne spirituelle Klischees hat er mit seiner 2008 gegründeten App „Headspace“ – einer der ersten Meditations-Apps weltweit – dazu beigetragen, dass Entspannungsübungen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Zehn Minuten am Tag sollen helfen, Stress frühzeitig zu erkennen und dagegen anzugehen. Mittlerweile boomt der Markt: Laut Prognose wird für das Jahr 2027 ein globales Marktvolumen für Meditations-Apps von rund 6,77 Milliarden Euro geschätzt. Das entspricht einem jähr­lichen Umsatzwachstum von 11,61 Prozent.

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Seit Anfang der 2000er-Jahre nimmt auch die Forschung rund um die Auswirkungen von Meditation zu. Harvard-Wissenschaftsteams fanden heraus, dass regelmäßige Meditation das Gehirn verändert – so konnte erwiesen werden, dass Medita­tionstraining das Angstzentrum im Gehirn (den sogenannten Mandelkern) schrumpfen lässt. Zugleich nimmt die graue Substanz im Gehirn zu, die für das Tasten, Hören und Sehen sowie für die Körperwahrnehmung relevant ist. Weiters vergrößerten sich die Hirnareale für Konzentrationsfähigkeit und Selbstbewusstsein. Meditation verringert aber auch die Aktivität der Areale im Gehirn, die für die Verarbeitung von Schmerz zuständig sind – Menschen, die regelmäßig meditieren, verringern ihr Schmerzempfinden und können besser mit Schmerzen umgehen.

Produktivität steigern

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Yoga und andere Meditationstechniken sind heute auch in Firmen mit hohem Stresspotenzial angekommen. Laut Forschung sind Mitarbeiter, die regelmäßig meditieren, ausgeglichener. Sie haben weniger Krankheitstage, eine gesteigerte Produktivität und Kreativität, mehr Empathie und weniger Stressempfinden sowie geringere Alltagsmüdigkeit. Bereits Apple-Guru Steve Jobs bot Yogakurse im Unternehmen an, auch bei Google standen ab 2007 unter dem Motto „Search Inside Yourself“ regelmäßig Meditationskurse auf dem Programm. Selbst konservative Firmen wie die Deutsche Bank haben mittlerweile Ruheräume und Meditationskurse; bei der BASF trainieren täglich an die 600 Mitarbeiter. 

„Sitzen statt Laufen“ beschrieb das Zukunftsinstitut diese Entwicklung: „Meditation wird zum Leadership-Tool des 21. Jahrhunderts.“ Gingen Manager früher joggen und liefen Marathons, um ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, haben sie inzwischen ihre Laufschuhe gegen die Yogamatte eingetauscht. Corporate Meditation wird zum neuen Schlagwort – man möchte achtsamer, empathischer und ausgeglichener werden. Nicht nur sich selbst ins Zentrum rücken, sondern das Miteinander stärken, und so Burn-out und Depression entgegenwirken.

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Viele Prominente haben das Potenzial der Meditation längst erkannt. Popstar Katy Perry etwa meditiert jeden Morgen: „Meditieren versetzt mich in die beste Stimmung. Ich wache auf, setze mich im Bett aufrecht hin und meditiere für 20 Minuten. Das ist die einzige Zeit, in der meine Gedanken ruhig sind“, betont sie. Auch Schauspieler Hugh Jackman schwört darauf: „In der Meditation kann ich alles loslassen. Da bin ich nicht Hugh Jackman, ich bin kein Vater und kein Ehemann. Ich tauche einfach in diese unglaubliche Kraft ein, die alles schafft. Ich nehme ein Bad darin.“

Wellness als soziales Erlebnis

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Wellness erfüllt verstärkt soziale Funktionen. In der Pandemie haben viele unter Vereinzelung gelitten, Wellness und Mental Training sollen helfen, die Gruppenzugehörigkeit zu stärken. In sogenannten „Social-Wellness-Clubs“ trifft Geselligkeit auf Selbstfürsorge. „Menschen dabei zu helfen, sich besser zu fühlen und sich stärker mit ihrem Körper und den Menschen um sie herum verbunden zu fühlen“, formulierte der Vorreiter Remedy Place 2019 seine Ziele. Das reicht von Fitness, Schlaf und Ernährung bis zur Alternativmedizin; man nimmt ein Eisbad und tauscht sich dann bei einer Tasse Tee mit anderen aus. In großzügigen Lounges kann man Kontakte knüpfen, aber auch remote arbeiten. Es ist sogar genügend Platz für Firmenveranstaltungen. Statt Alkohol werden gesunde Softdrinks und Vitamin-Shots serviert – gerade für eine jüngere Generation an Gesundheitsbewussten ist das reizvoll, weil viele Kontakte sonst nur mehr über Social Media erfolgen und man in Bars fast immer gezwungen ist, Alkohol zu trinken.

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Wellness wird auch zunehmend maßgeschneidert, wobei eine Mischung aus körperlichen Aktivitäten und therapeutischen Elementen an Bedeutung gewinnt. Das können Schlaf-­Retreats sein, in denen man gezielte Meditationen macht; künstliche Intelligenz hilft dabei, Schlafphasen zu analysieren und die Umgebung individuell anzupassen. Luxushotels bieten zudem inzwischen Kurse an, um etwa mit einem Verlust umzugehen, Trennungen zu verarbeiten oder nach einer Umbruchphase wieder zu sich selbst zu finden. Natürlich gilt aber auch da: Eine Kurz-Therapie in einem schicken Resort hilft nicht, tiefgreifende Traumata nachhaltig zu überwinden. Völlig zu Recht wird Gwyneth Paltrows Esoterikunternehmen Goop kritisiert, das schnelle Lösungen auf Knopfdruck verspricht. Gerade beim Meditationstrend gilt: In der Regelmäßigkeit liegt die Kraft. Dafür braucht man keinen Guru, sondern schlichtweg Ausdauer – und vielleicht auch ein wenig Distanz zu falschen Heilsversprechen. Schließlich geht der Trend weg vom Ego, hin zum Wir; weg vom schnellen Konsum, hin zum langfristigen Miteinander. 

Mehr lesen: Sind das die besten Adressen für Meditation und Retreats?

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2023.

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