Julia und Karoline Walch - Bistrot Le Verre Capricieux
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Wein Schwestern: Julia und Karoline Walch

Wie poppig, wie modern darf Südtirols Weinbau sein? Julia und Karoline Walch führen als zweite Frauengeneration das bekannte Gut Elena Walch. Wohin ihr Weg gehen soll, erzählen die Schwestern im Interview.

6. Februar 2025


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Lange Zeit war Elena Walch Südtirols einzige Winzerin. Die Architektin war einst als Quereinsteigerin nach Tramin und Kaltern gekommen. „Anfangs bedeutete das zu strampeln, aber ich habe versucht, mich hineinzufühlen und einen eigenen Weg zu finden.“, erklärt Elena. Damit leistete Walch Pionierarbeit auf einem der größten familiengeführten Weingüter Südtirols – auch und gerade, weil sie als Quereinsteigerin in die alteingesessene Winzerfamilie Walch kam. Ihren Nachfolgerinnen Julia und Karoline Walch kommt dieses Beharrungsvermögen heute zweifellos zugute. Vieles wie den Fokus auf Einzellagen und heimische Sorten hat Elena Walch vorgelebt. Doch wie fallen die Entscheidungen heute bei den Töchtern?

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Suchen Sie gemeinsame Lösungen oder siegt am Ende doch die längste Erfahrung beziehungsweise der Rat der Mutter?
Julia Walch: Mittlerweile führen meine Schwester Karoline und ich das Weingut. Wir sind vor über zehn Jahren eingestiegen und leiten den Familienbetrieb nun gemeinsam in der fünften Generation. Die Ausrichtung nach Terroirweinen bleibt dieselbe. Doch haben wir mit der „Vigna“-Klassifizierung unserer beiden Einzellagen Castel Ringberg und Kastelaz einem extremst schonend arbeitenden Gärkeller und gerade eben auch mit der italienischen Nachhaltigkeitszertifizierung „Viva“ viele neue Akzente gesetzt und das Weingut weiterentwickelt. Denn unsere Mutter Elena wollte von Anfang an, dass das traditionsreiche Weingut jung und aktiv bleibt.

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Vor allem die Kellertechnik hat sich stark verändert. Was 1985 streng verpönt war – Maischegärung, Mostoxidation, BSA – gehört heute bei vielen zum Winzerhandwerk. Wie geht man damit um bei Elena Walch?
Karoline Walch: Insgesamt haben sich unsere Weine in Richtung einer mineralisch geprägteren Stilistik hin entwickelt. Das Ziel ist die Produktion von Weinen, die ein klarer Ausdruck ihrer Herkunft sind, mit besonderer Rücksicht auf eine nachhaltige Arbeitsweise. Wir tendieren aktuell im Keller dazu, weniger Barrique zu verwenden und setzen vermehrt auf das große Holzfass, gerade bei unseren weißen Einzellagenweinen. Weiters geben wir den Weinen länger Zeit zum Reifen auf der Feinhefe. Unser neuer Gärkeller ermöglicht es uns außerdem, ganz selektiv zu arbeiten, und gibt mehr Flexibilität, um auf die verschiedenen Sorten und Lagen einzugehen. Maischegärung bei den Weißweinen und Mostoxidation überlassen wir gerne anderen Winzern.

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Ihr Weingut steht für frische und klare Weine mit Herkunft. Wie lässt sich diese Stilistik in Zeiten der Klimaerwärmung beibehalten?
Karoline Walch: Südtirol hat ein wunderbares Klima gerade für den Weinbau – unsere Hauptstadt Bozen wird oftmals als heißeste Stadt Italiens zitiert. Dennoch sind es unsere kühlen Nächte, also die starken Tag-Nacht-Differenzen, welche unseren Weinen diese tolle Frische und Spannung verleihen. Kombiniert mit den warmen Temperaturen tagsüber, reifen die Trauben gut und entwickeln so eine Komplexität und Tiefe. Nach wie vor sind es also die historischen, klassischen Lagen, welche wohl die bedeutendsten sind. Nichtsdestotrotz versuchen wir es auch auf bedeutenden Höhenlagen; so liegt aktuell unser höchster Weinberg auf knapp 1000 Metern – sicherlich eine spannende Lage für die Zukunft!

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Nach den prägenden Genossenschaften ist Elena Walch einer der größten Betriebe Südtirols: Wie behält man in dieser Dimension (90 Hektar) die Qualität bei, ohne sich dem Markt zu sehr anzudienen?
Julia Walch: Südtirol ist eine kleine Weinbauregion, wobei hierzulande unser Weingut zu den größten zählt. Im internationalen Vergleich ist die Situation jedoch anders: Hier zählen wir wohl zu den mittleren Betrieben. Wir sind also weit davon entfernt, uns dem Markt anzudienen. Ziel bleibt die Produktion von Weinen, die der höchste Ausdruck ihrer Herkunft sind. Wir setzen auf kompromisslose Qualität und stecken uns immerzu neue, noch höhere Ziele.

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Frage an alle drei: Was ist Ihr Lieblingswein aus dem Walch-Keller?
Elena Walch: Das ist mein allererster Wein, der Chardonnay Cardellino.
Julia Walch: Als Burgund-Liebhaberin wäre das unser Pinot Noir Riserva „Aton“.
Karoline Walch: Unsere ganz raffinierte weiße Cuvée „Beyond the Clouds“.

Mehr lesen: Sind das die Top-Weingüter in Südtirol?

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Südtirol Spezial 2024.

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