Bourbon, Bluegrass und Boxen: Warum Kentucky eine Reise wert ist
Warum Kentucky cooler ist als erwartet, was es zu sehen gibt und wann die beste Reisezeit ist: Der große Bluegrass-State-Check.
6. Mai 2024
So ziemlich jeder Reisende, der die USA besucht, war schon einmal in Kalifornien oder in Florida. Viele kennen natürlich mit New York City auch einen Teil des Bundesstaates New York, und mit Las Vegas eine der beiden größten Städte Nevadas. Doch wie sieht es mit dem großen Rest dazwischen aus? Etwa Kentucky? Gründe, warum Kentucky auf die Bucketlist sollte, gibt es immerhin viele.
Bluegrass State
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Schon der Name verrät eines der größten Assets des Bundesstaates. In einigen Native Sprachen bedeutet "geda'geh" nämlich "auf dem Feld". Tatsächlich leben hier nur 43 Einwohner pro Quadratkilometer. Der Rest sind Wiesen und Felder, manchmal auch Hügel. Seinen Beinamen "Bluegrass State" bekam er aufgrund der blau blühenden Grasweiden. Sie verleihen zwischen März und April den Wiesen einen blauen Touch. Naturfreunde sind hier also bestens aufgehoben. Sie wandern in den Ausläufern der Appalachen und reiten, streifen durch die Wälder, spielen auf einem der 259 Golfplätze oder erforschen die Louisville Caverns.
Musik liegt in der Luft
Mit Bluegrass bezeichnet man aber noch ein weiteres Phänomen, das man vor allem in Kentucky antrifft. Es handelt sich dabei um ein Musikgenre, das um 1945 von Bill Monroe und Earl Scruggs kreiert wurde. Der Stil nimmt Anleihen an Mainstream Country Music, allerdings spielt man Bluegrass ausschließlich auf akustischen Instrumenten. Seine Wurzeln liegen zudem in irischen und schottischen Balladen, im Blues und Jazz. Zum Einsatz kommen traditionelle Saiteninstrumente. Man denke an Bass, Banjo und Geige. Einer, der auch immer wieder mit Bluegrass liebäugelte, ist der aus Kentucky stammende Billy Ray Cyrus. Übrigens Vater von Miley.
Bill Monroe Museum, © Claudia Hilmbauer
Im winzig kleinen Rosine (Bevölkerung: 125) gibt es ein Bill Monroe Museum, das ob seiner absurden Ansammlung kurioser Gegenstände unter Reisejournalisten Legendenstatus genießt. Immer wieder kommen die Einheimischen in Scheunen zusammen, um bei sogenannten Jamborees gemeinsam Musik zu machen und zu feiern. So auch im bereits erwähnten Rosine. Wer das Glück hat, an einem Jamboree Tag vor Ort zu sein, sollte unbedingt vorbeischauen.
Bourbon wohin man blickt
Bourbon Whiskey, kurz Bourbon, wurde ursprünglich nur in Kentucky gebrannt. Einige Großdestillerien wie Four Roses, Jim Beam, Jack Daniel's, Maker's Mark und Wild Turkey kennen selbst dem Alkohol nicht zugeneigte Menschen. Dazu kommen zahlreiche Microbreweries, sodass mittlerweile über 600 Brennereien in Kentucky Bourbon herstellen. Warum Kentucky? Weil hier Mais, die Hauptzutat, besonders gut gedeiht.
Castle & Key, © Claudia Hilmbauer
Im Laufe der Jahre hat sich in Kentucky eine innovative Barszene etabliert. Besonders erwähnenswert sind die vielen Bars und zauberhaften Speakeasys in Louisville, etwa das Hell or High Water auf der Washington Street. Selbstverständlich kann man in den meisten Destillerien Führungen und Tastings buchen. Empfehlenswert ist etwa die Craft Brewery Castle & Key.
Mint Julep & Hot Brown
Selbstverständlich hat ein Staat, der auf sich hält, auch einen Nationaldrink. Im Falle Kentuckys ist das der Mint Julep. Ihn bereitet man aus 10 cl Bourbon, 1 cl Zuckersirup, 8 bis 10 Stück Minzeblättern, einem Minzezweig, Puderzucker und Crushed Ice zu. Er schmeckt erfrischend und ist gefährlich gut. So gefährlich gut, dass Kentucky sogar so eine Art Hangover Breakfast hat.
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Es trägt den Namen Hot Brown und saugt am Tag danach garantiert alle Alkoholreste im Magen auf. Es handelt sich dabei nämlich um ein Truthahn Sandwich, das man mit Speck, Parmesan, Paprika und Petersilie belegt. Anschließend überbackt man es in einer Pfanne mit einer Sauce, in der unter anderem ein Viertelliter Sahne, Vollmilch, Pecorino und Butter so gar nichts für die Figur tun. Aber viel für den Geschmack! Seinen Namen hat das Kentucky Hot Brown von dem Ort, an dem man es 1920 erfand: dem Brown Hotel in Louisville. Hier steht es selbstverständlich bis heute auf der Speisekarte.
Boxen und Baseball
In Louisville finden Sportfans und solche, die es werden wollen, gleich zwei besondere Museen. Zum einen befindet sich hier das Louisville Slugger Museum & Factory. Fast alle Baseballschläger der MLB stammen von hier. In der Fabrik kann man live dabei sein, wenn Baseball Schläger entstehen. Wer möchte, kann sich seinen eigenen "Slugger" anfertigen lassen. Spannend ist, dass das Museum auch Laune macht, wenn man sich sonst eigentlich gar nicht für Baseball interessiert.
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Nicht weit entfernt liegt eine weitere solche Institution: das Muhammad Ali Center. Es zeichnet die Stationen der Boxlegende nach, erzählt anschaulich aus seinem Leben, ist interaktiv (Schattenboxen mit Alis Tochter!), hervorragend aufbereitet und überaus berührend. Unbedingt einen Besuch wert!
Kentucky Derby
Man kann nicht darüber schreiben, warum Kentucky eine Reise wert ist, ohne DAS Event des Jahres zu erwähnen: das legendäre Kentucky Derby! Auch wenn man eigentlich kein Pferde- oder Pferdrennenfan ist, lohnt sich ein Besuch. Das Galopprennen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Schon seit 1875 messen sich hier dreijährige Vollblutpferde traditionellerweise am ersten Samstag im Mai. Etwa 150.000 Besuchende schauen dem Spektakel zu.
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Am 4. Mai 2024 feiert man die 150. Ausgabe des Kentucky Derby mit einem riesigen Spektakel. Selbst, wer dem Rennen an sich nichts abgewinnen kann, sollte sich die Churchill Downs, die Rennstrecke, ansehen. Denn hier gibt es wunderbares Besucherzentrum, in dem man in einem ungewöhnlichen 360°-Kino einen Tag im Leben eines Rennpferdes miterleben kann, sowie ein Museum und eine Stable Tour.