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Hotel du Cap-Eden-Roc: Cap der Stars

Es ist das bekannteste Luxushotel an der französischen Riviera: das „Hotel du Cap-Eden-Roc“. Abgeschirmt von der Außenwelt können Stars hier ihren Urlaub verbringen – solange sie sich richtig benehmen. Ein Walk of Fame über das schicke Anwesen.

10. Juni 2024


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Der Tourismus besticht gelegentlich mit unvorhersehbaren Kapriolen. Die Alpen beispielsweise waren bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein Sommerziel, bevor sich der Skiurlaub zum dominanten Geschäftsmodell entwickelte. Ähnlich erging es der französischen Riviera, die ein Winterdomizil für die verzärtelten Adeligen aus dem Norden Europas war. Heute sind deren ehemalige Überwinterungsvillen beliebte Anlaufziele für die Sommerfrische.

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Beispielsweise das ehrwürdige „Hotel du Cap-Eden-Roc“ in Antibes, zwischen Nizza und Cannes gelegen. 1870 wurde das Haus eröffnet, ein Sonderzug brachte die geladenen Gäste an die Küste, das Restaurant servierte ein 15-Gänge-Menü, das Orchester spielte Walzer. Mehr als 150 Jahre später – nachdem sich Claude Monet von Antibes zu Gemälden und Großschriftsteller William Somerset Maugham zu Gesellschaftsromanen inspirieren ließ – zählt dieser Flecken Erde zu den exklusivsten Adressen der Welt.

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Das Hotel am Zipfel einer felsigen Halbinsel ist der Treffpunkt der Reichen und Schönen, während des Filmfestivals von Cannes das Refugium der Stars und im Sommer das Ausspähziel der Paparazzi. Jeder, der einmal jemand war, hat in einem der 118 Zimmer übernachtet, etwa Clint Eastwood, Jacques Chirac, Madonna – und Familien, deren Namen bereits nach Dynastien klingen: die Kennedys, die Kardashians, die Hadids. Vergangenes Jahr feierte Model Sofia Richie, Tochter von Sänger Lionel Richie, ihre Hochzeit auf dem festlich geschmückten Anwesen.

Hôtel du Cap-Eden-Roc
167-165 Bd J. F. Kennedy, 06160 Antibes, Frankreich
Tel.: +33 4 93 61 39 01
Web: oetkercollection.com
Preis:  DZ ab ca. € 1200,– pro Nacht 

Diskretion wird großgeschrieben

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Das auffälligste Merkmal des Hauses ist sein großzügiger Park. Eine beinahe 200 Meter lange Allee führt vom eleganten Haupthaus ­hinunter zum Swimmingpool, der einst in den Felsen gesprengt wurde und quasi über der Côte d’Azur hängt. Links liegen Tennisplätze und Spa-Räume unter schattigen Bäumen, rechts lädt das Meeresrestaurant zum Besuch ein, während moderne Anbauten ungestörte Übernachtungsmöglichkeiten bieten.

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Der Erfolg des Hotels hat viel mit der Diskretion seiner eingeschworenen Angestellten zu tun. Die erste Regel von Concierge, Kellnern oder Zimmermädchen lautet, sich in das Leben der Gäste nicht einzumischen. Abends kommt ein Mann mit einer hübschen Unbekannten im Arm ins Hotel, einen Tag später sitzt er mit seiner Ehefrau am Mittagstisch? Nichts sagen, freundlich lächeln.

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Denn wer sich einmal gut aufgehoben fühlt, schaut gern öfter vorbei. Das Hotel hat nach eigenen Angaben eine hohe Quote an Stammgästen: 80 Prozent haben bereits einmal in einem der elegant eingerichteten Zimmer genächtigt. Manche haben schon als Kinder mit ihren Eltern den Sommer am Cap verbracht. Früher reisten Familien noch mit eigenem Fahrer an, mit Dienstmädchen und Sekretärin; in einigen Fällen, wenn die Familie für einen Monat gebucht hatte, besichtigte vorher ein Innen­einrichter die Zimmer und prüfte das Inventar. Madame bevorzugt den Tisch lieber hier, die Vorhänge lieber in einer anderen Farbe? Alles kein Problem.

Im Fokus der Paparazzi

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Diese Idylle bekommt nur im Mai einen Kratzer, wenn das Filmfestival stattfindet – dann lauern Dutzende Fotografen rund um das Hotel. Vom Meer aus belagern sie das Haus; bis zu 300 Meter dürfen sie heran, eine gelbe Boje markiert den Punkt, den die Paparazzi nicht überqueren dürfen. Besonders schlimm war es, als Madonna 1992 im Hotel du Cap-Eden-Roc übernachtete: Die Teleobjektiv-Jäger harrten auf Booten im Mittelmeer aus, vor der Einfahrt am Park übernachteten Hunderte von jungen Mädchen, kreischten: „Madonna, we love you!“ Tag und Nacht mussten die Angestellten das Tor abschließen.

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In den 60er-Jahren galt solches Verhalten als schlechtes Betragen. Wenn Cary Grant seine Ferien im Hotel verbrachte, kam Grace Kelly aus Monaco vorbei, um ihn zu besuchen. Zwei Hunde an der Leine, einen eleganten Hut auf dem Kopf, eine wunderschöne Erscheinung – und niemand, der sie belästigte. Überhaupt verlangte das Hotel einen grundsätzlichen Hang zur Klasse: Früher mussten Herren zum Dinner eine Krawatte und lange Hosen tragen, Jacketts waren obliga­torisch. Wie sie sich benahmen, darüber sahen die Angestellten generös hinweg. Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller war bekannt dafür, dass er in der Hotelbar jeden Tag eine Flasche Whiskey trank und am Tresen seinen berühmten Urwaldschrei imitierte.

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Heute haben Gesundheitsbewusstsein und Fitnesswahn den Exzessen die Grundlage genommen. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen Bruce Willis ein Essen für 30 Gäste angekündigt hatte und abends mit 300 Party People anrückte. Die ganze Nacht wurde gefeiert, der damalige Hoteldirektor war nicht amüsiert – auch weil die Alkoholvorräte durch die unvorhergesehene Feier deutlich geschrumpft waren. Überhaupt übernahmen die Direktoren manches Mal die Rolle eines Sittenwächters: Als Model Kate Moss im Bikini durch die Lobby spazierte, erhielt sie danach Hausverbot. Der Schauspieler David Carradine („Kill Bill“) organisierte in seiner Suite einmal eine buddhistische Zeremonie, zündete viele Kerzen an – und am Ende brannte das Zimmer. Der Direktor schmiss ihn raus.

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Zu den Eigenheiten des Fünf-Sterne-Anwesens zählte lange eine Skepsis gegenüber der Moderne. Bis vor wenigen Jahren war es nur möglich, seine Rechnung mit Bargeld zu bezahlen, das Internet hielt etwa zwei Jahrzehnte verspätet seinen Einzug. Die Gäste sollten Urlaub machen, zu viel Arbeit schien verpönt. Man sollte die anderen, die auf der Hotelterrasse ihren Kaffee sowie den sensationellen Ausblick auf Park und Meer genossen, bitte nicht mit schnödem Bürokram belästigen. Zoom-Call? Mon dieu, non!

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Bentleys, Ferraris, Rolls-Royces oder Maseratis parken auf dem Gelände, in ganz seltenen Fällen schaut ein Gast mit Wohnmobil vorbei. So geschehen 2003, als der dänische Regisseur Lars von Trier übernachtete. Da er unter Flugangst leidet, fuhr er einfach selbst an die Riviera. Das bullige Fahrzeug stellte er auf dem Parkplatz für die Angestellten ab. Manchmal hat von Trier darin geschlafen, heißt es, aber das Zimmer trotzdem bezahlt. Nur im Winter hätte er nicht einchecken können: Da ist das Hotel nämlich für ein paar Monate geschlossen. 

Hôtel du Cap-Eden-Roc
167-165 Bd J. F. Kennedy, 06160 Antibes, Frankreich
Tel.: +33 4 93 61 39 01
Web: oetkercollection.com
Preis:  DZ ab ca. € 1200,– pro Nacht 

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Frühling 2024.

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