Holismus
© COMO Shambhala Estate
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Was steckt hinter holistischer Heilung?

Wohlbefinden lässt sich nicht auf einzelne Aspekte reduzieren: Holistic-Spa-Therapien sind besonders jetzt gefragt, um die Batterien neu aufzuladen.

6. November 2022


Glückliche Tage im Holistic Spa

Holismus (aus dem Griechischen „holos“ für „alles“, „ganz“, „vollständig“) leitet sich von der Vorstellung ab, dass das Ganze mehr ist als bloß die Summe seiner Teile. Geprägt wurde der Begriff 1926 vom Südafrikaner Jan Smuts. Warum Holismus gerade boomt, liegt auf der Hand: Wir haben im modernen Leben gelernt, alles zu fragmentieren, einzelne Aspekte unseres Körpers unter der Lupe zu vergrößern. Bei dieser Fokussierung auf Details geht aber oft der Blick dafür verloren, dass Körper, Geist, Emotionen, Wohlbefinden und Spiritualität komplexe Systeme sind, die man als Gesamtheit ins Gleichgewicht bringen sollte.

Wohlbefinden im Holistic Spa

Lebensfreude zurückgewinnen: So lautet das Motto vieler Luxushotels. © KIattipong Pachee

Grundsätzlich geht es darum, dass die individuellen Bedürfnisse von Patienten Ausgangspunkt für Behandlungen sind; dass man nicht nur die Symptome beseitigt, sondern die Ursachen anpackt. Wer eine holistische Lebensweise anstrebt, achtet nicht nur darauf, dass es ihm selbst gut geht, er nimmt auch Rücksicht auf seine Umwelt, lebt nachhaltig und ressourcenschonend. Welcher Aspekt dabei ins Zentrum rückt, ist eine individuelle Frage. Soll es eine spirituelle Reise ins Ich werden? Dann bieten sich Klöster an, in denen Erfahrungen der Ruhe und des Schweigens gemacht werden. Oder doch mehr Luxus mit Massagen und gezielten Schlafprogrammen?

Wohlbefinden

Sich genügend Zeit zu nehmen, um die Gedanken schweifen zu lassen, kann helfen eine gesunde Lebensweise zu verinnerlichen. © Martin Morell

Bei diesem Trend dreht sich alles darum, wieder zu lernen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Das Spa-Hotel „Almyra“ auf Zypern etwa verspricht Holistic Hedonism in einem Designhotel direkt am Meer. Man bucht eine „Week of Sleep“ mit entsprechendem Ernährungsprogramm, Yogasitzungen, Massagen und vielen Ruhezeiten. In Luxushotels ist es mittlerweile ohnehin üblich, dass es ein Pillow-Menü gibt, um die Höhe, aber auch die Füllung der Polster auszusuchen, um einen gesunden Schlaf zu garantieren, der die Basis für alles andere ist. Es mag banal klingen, aber es ist so: Ausgeruht sieht die Welt gleich ganz anders aus.

Parameter für ein langes Leben

Ein spannendes Konzept verfolgt auch das „Vair Spa“ im „Borgo Egnazia“ in Apulien, welches in einer sogenannten Blue Zone liegt; Blue Zones sind Regionen, in denen Menschen besonders lange leben. Diese Langlebigkeits-Hotspots wurden untersucht, um zu klären, wie man ein längeres und zugleich glücklicheres Leben erreichen kann. Als Parameter haben sich folgende Punkte herauskristallisiert: routinemäßige natürliche Bewegung im Laufe des Tages, pflanzliche Ernährung, enge Beziehungen zu Familie und Freunden und ein starkes Gefühl für Sinnhaftigkeit im eigenen Leben.

Mehr dazu: Borgo Egnazia, Apuliens magischstes Resort

Vair Spa

Das Vair Spa im apulischen Borgo Egnazia verkörpert die friedliche Stimmung der Region. © Borgo Egnazia

Nimmt man diese Wissenschaft des Glücks als Basis, dann geht es auch im Wellness- und Entspannungsbereich darum, sich für eine gewisse Zeit von seinen technischen Geräten zu lösen und reale Erfahrungen zu machen, um eine neue, sinnvolle Verbindung zur Natur, zur Umwelt und letztlich zu sich selbst aufzubauen. Im „Vair Spa“ schwört man auf Fitnesstraining im Freien und in der Gruppe. Geselligkeit ist wichtig, um gemeinsam Glückshormone freizusetzen und das Wohlbefinden zu fördern. Wer möchte, kann zudem Sitzungen bei einem Lachtrainer buchen, der Musik- und Tanzworkshops mit wissenschaftlichen Theorien über das Lachen verbindet.

Holismus in der Natur

Entspannen in der Suite im Amangiri Resort, mit eigenem Pool. © Joe Fletcher Photography

Die Lebensfreude zurückgewinnen – so lautet das Motto vieler Luxushotels und Spas. Nach der Isolation der Pandemie möchte ein ganzheitlicher Ansatz helfen, uns wieder mit der Welt zu verknüpfen und unsere inneren Batterien aufzuladen. Me-Time und We-Time mit Freundinnen und Freunden, aber auch anderen Gästen sollen dabei in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. „Versammeln Sie sich mit Ihrem Stamm – mit Freunden, Kollegen oder Wellness-Kriegern – für eine verjüngende Pause auf unserer Insel des Genusses“: So wirbt etwa das „Joali Being“ auf den Malediven. Eine Vielzahl an Workshops dreht sich hier um Nachhaltigkeit, Achtsamkeit, Wohlbefinden und Gesundheit.

Holismus

Eine Auszeit im ruhigen Ambiente mit regelmäßiges Körperanwendungen, entspannenden Massagen und Meditationen, das hat auch meist im Alltag weiter Bestand. © beigestellt

Bäume als Heiler

Healing Gardens rücken dabei immer mehr ins Zentrum. In Japan gibt es den Begriff des Shinrin Yoku, der sogar schulmedizinisch anerkannt ist: Ärzte verschreiben das Eintauchen in die Waldatmosphäre auf Rezept. Waldbaden, das auch im europäischen Raum zunehmend Fuß fasst, bedeutet bewusstes Verweilen im Wald, um sich zu erholen und Achtsamkeit zu üben.

Gesundheit

Glück bedeutet, eine neue sinnvolle Verbindung zur Natur, zur Umwelt und zu sich selbst aufzubauen. © Stocksy

Bäume produzieren Botenstoffe, auch Terpene genannt; das sind organische Substanzen und Öle, die man beim Einatmen aufnimmt. In Kombination mit Bewegung, Meditation und Achtsamkeitsübungen beruhigt sich der Körper automatisch, der Blutdruck senkt sich. Die sauerstoffreiche Waldluft wirkt sich zudem positiv auf den Kortisolspiegel aus, und eine konzentrierte Atmung hilft dabei, sich von Stress und Sorgen zu lösen und das Wohlbefinden zu steigern. Und das Beste daran: Die Gesundheitsvorsorge in der Natur lässt sich auch daheim in den Alltag integrieren. Die neuen, kreativen Spa- und Erholungskonzepte zielen nämlich verstärkt darauf ab, mental etwas zu verändern: Mit einer positiven Einstellung und einem neuen Bewusstsein für die Natur lässt es sich mit Druck und Stress im Job anders – vielleicht kreativer und freier – umgehen.

Mehr dazu: Trend Watch Waldbaden – Das steckt hinter dem japanischen Shinrin-Yoku

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2022.

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