Herzenssache Luxushotel: Hotel Castel
Als Quereinsteigerin übernahm Evelyn Dobitsch 2001 das Hotel Castel im Dorf Tirol. Das Wagnis wurde zum Riesenerfolg: Heute ist das Haus Synonym für erlesene Südtiroler Gastlichkeit. Wir sprachen mit Juniorchef Daniel Dobitsch.
2. August 2024
Zwischen Palmen und Zypressen liegt das Fünf-Sterne-Hotel „Castel“ über den Dächern von Meran und verbindet Luxus und Genuss mit warmer, persönlicher Atmosphäre. Traumhafte Aussichten und viel Licht prägen die eleganten und großzügigen Zimmer und Suiten. Geprägt hat sie die Inhaberfamilie.
Seniorchefin Evelyn Dobitsch (Mitte) wird heute tatkräftig von Daniel und seiner Frau Maria unterstützt. © Königshofer Michael
Herr Dobitsch, mit dem „Hotel Castel“ hat sich Ihre Mutter Evelyn einen Lebenstraum erfüllt. Wie kam es dazu?
Wir waren schon immer große Südtirol-Fans und verbrachten seit 1986 unseren Sommerurlaub jedes Jahr im „Hotel Castel“. Es entwickelte sich eine tiefe Verbindung zu Südtirol und die Eltern beschlossen, hier ein kleines, feines Hotel zu betreiben. Das war seit jeher der Traum meiner Mutter. Dann fragten die damaligen Besitzer, ob sie nicht das „Castel“ übernehmen wollten. Das war mit knapp 90 Betten deutlich größer, als meine Eltern geplant hatten. Weil der damalige Direktor aber bereit war, sie in den ersten Jahren zu unterstützen, wagten sie den Schritt, als Quereinsteiger ein Fünf-Sterne-Hotel zu führen. 24 Jahre später hat es sich als goldrichtige Entscheidung erwiesen. Als Familie kann man sich keine schönere gemeinsame Wirkungsstätte und Lebensaufgabe vorstellen.
Im Meranesse Fine Spa stehen die Zeichen auf Erholung und Revitalisie-rung von Seele, Geist und Körper. © Königshofer Michael
Was sind die Vorteile eines familiengeführten Hotels?
Wir gehen selbst lieber in inhabergeführte Häuser, denn sie haben Seele, Charakter und besonderen Charme. Es ist einfach etwas anderes, wenn man täglich für sein Herzensprojekt wirken kann, als seinen Job zu machen. Das merken auch die Gäste. Sie spüren, mit welcher Energie und mit welchem Herzblut wir das Hotel führen.
© Königshofer Michael
Wie würden Sie das Konzept Ihres Hauses beschreiben?
Lage, Kulinarik und persönliche Gästebetreuung sind seine Säulen. Die Kulinarik ist geprägt von der Fähigkeit und Leidenschaft des Küchenchefs Gerhard Wieser, der seit 30 Jahren bei uns ist. Er leitet das Gourmetrestaurant „Castel finedining“ mit fünf Tischen und das Hauptrestaurant „Àlacarte“ für bis zu 90 Halbpensionsgäste. Zusammen mit der 20-köpfigen Brigade gibt er in beiden 100 Prozent. Hier haben die Gäste einen Traumblick über das Meraner Tal und die umliegenden Dreitausender, im Sommer bei geöffneten Glasfassaden. Das führt uns zu unserer Lage in Dorf Tirol am Rand von Wein- und Apfelgärten. Stets wurde darauf geachtet, den freien Blick nach Süden bestmöglich in Szene zu setzen. Beim letzten großen Umbau 2021 haben wir Aussicht und Natur durch viel Glas spürbar gemacht. Zu guter Letzt ist es die Persönlichkeit des Hauses. Sie entsteht durch uns als Familie, wird aber auch von unserem großartigen Team getragen.
Dinner mit Aussicht über das Talbecken von Meran. Nicht minder betörend ist der kulinarische Genuss. © Königshofer Michael
Worauf legen Sie im Betrieb Ihr Hauptaugenmerk?
Seit der Übernahme 2001 haben wir unsere Werte und Philosophie gelebt (drei Säulen). Unser tägliches Bestreben liegt darin, unsere Philosophie, wegen derer viele Gäste zu uns kommen, zu pflegen und in Details immer besser zu werden. Das gemeinsam mit unseren knapp 60 leidenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Wie beschreiben Sie das kulinarische Konzept Ihres Küchenchefs?
Seine Küche ist alpin-mediterran geprägt. Die kurzen Wege bis ans Mittelmeer und seine engen, über Jahrzehnte gewachsenen Kontakte zu lokalen Produzenten helfen sehr. Maximale Qualität und Frische stehen für ihn an oberster Stelle. Das beginnt bei den Produkten der Saison und endet bei dem Grundsatz, möglichst alles im Haus zu produzieren. So entsteht eine harmonische, tiefgründige Küche, die leicht ist, ohne auf Geschmacksintensität zu verzichten. Bei uns ist man im Reich der hausgemachten Pasta, die wir täglich frisch produzieren. Auf diese ausgezeichnete Pasta könnten wir nie verzichten.
© Königshofer Michael
Was bietet Ihr Meranesse Fine Spa?
Unser Spa profitiert wie das gesamte Hotel von der Südhanglage und dem Licht, das in die Räume fällt. Es erzeugt eine positive, stimmungserhellende und freundliche Atmosphäre. Von der Panorama-Sauna, vom Ruheraum und von nahezu allen Behandlungsräumen hat man einen schönen Blick ins Freie. Ein zweiter Aspekt ist, dass unser Spa in Zahlen zwar nicht das größte ist, aber im Verhältnis zur Gästezahl sehr großzügig. Jeder Gast hat viel Platz und Privatsphäre. Im Sommer kann man sich zudem im Freien massieren lassen.
© Königshofer Michael
Worauf sind Sie besonders stolz?
Wir sind stolz darauf, dass wir trotz mancher Rückschläge und Entmutigungen den Weg vom Quereinsteiger zur etablierten Hoteliersfamilie geschafft haben – und das mit treuen Mitarbeitern und großartigen Gästen, die uns auf unserem Weg begleitet haben und immer noch begleiten! Was Evelyn 2001 begonnen hat, wird von der zweiten Generation gelebt und verantwortet. Die dritte Generation wächst heran und es wäre schön, wenn sie das „Castel“ in Familienhand erhält.
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Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Südtirol Spezial 2024.