Eine Reise auf dem Jakobsweg: Der Camino Francés
Viele Wege führen bekanntlich nach Rom, doch mindestens genauso viele Wege führen zum Grab von Apostel Jakobus.
9. Februar 2023
Hunderttausende Pilger machen sich jährlich mit dem Rucksack auf den Weg, um zu Fuß auf dem sogenannten Jakobsweg zu laufen. Das Ziel: Die Kathedrale von Santiago de Compostela, die auf einer heiligen Grabstätte errichtet wurde. Sie wird Jakobus, dem Älteren zugeschrieben.
Die unvergleichliche Landschaft entlang des Jakobswegs © beigestellt
Zu sich selbst finden, den Kopf abschalten, Abstand vom Alltag gewinnen, den religiösen Spirit spüren – die Gründe, eine Reise auf dem Jakobsweg anzutreten, sind vielfältig und absolut individuell. Oftmals stecken der Wunsch nach einer Grenzerfahrung und einem persönlichen Lebenswandel dahinter. Zugegeben, eine mehrtägige Pilgertour ist eine Herausforderung, wenngleich sie wohl prägender und erfüllender kaum sein könnte, vor allem, weil man in den vielförmigen Pilgerunterkünfte öfters die gleichen Menschen begegnet, woraus sich meistens Freundschaften entwickeln. Genau genommen führt der Jakobsweg durch viele europäische Länder, wie Deutschland, Polen und Liechtenstein. Am beliebtesten und bekanntesten ist aber wohl der letzte Abschnitt des Weges in Spanien, DER Jakobsweg, auch "Camino Francés" genannt.
"Camino Francés", der Klassiker
Länge: 780 Kilometer
Dauer: 30 bis 40 Tage
Link: spain.info/de/jakobsweg/camino-frances-jakobsweg/
Die komplette Route des klassischen Camino Francés © Shutterstock
Die unvergleichliche Natur, die traditionellen Orte und die besondere Begegnungen mit anderen Menschen sind wohl das, was Pilger auf dieser Strecke so in Erinnerung behalten. Der Camino Francés führt einmal quer durch Nordspanien, von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago de Compostela. 780 Kilometer Länge, 33 Etappen – wer sich auf den Camino Francés begibt, braucht Zeit und Durchhaltevermögen. Während man für die gesamte Strecke rund 30 bis 40 Tage veranschlagen sollte, gibt es auch die Möglichkeit, nur Teiletappen zu absolvieren. Erfahrene Pilger empfehlen eine durchschnittliche Tagesdistanz von 18 bis 20 Kilometern und ausreichend Erholungsphasen, um die Eindrücke, die man auf dem Weg sammelt, auch verarbeiten zu können. Zwei Beispiele:
Sarria - Santiago de Compostela
Beliebtester Startort auf dem Camino Francés ist, wenn man sich die Pilgerstatistik anschaut, ohne Zweifel das Städtchen Sarria. 115 Kilometer hat man auf der Uhr, wenn man den Weg von Sarria bis Santiago de Compostela bewältigt hat. Zwischen 5 und 7 Tage sollte man für diese Teilstrecke einplanen. Sie führt durch das grüne Galicien, vorbei an romantischen Kirchen und Wegkreuzen und Dörfern keltischen Ursprungs.
Die Kilometersteine weisen einem auf dem Jakobsweg den richtigen Weg - hier außerhalb von Sarria © Shutterstock
O Cebreiro - Santiago de Compostela
Wer es noch ein bisschen länger mag, kann auch schon in O Cebreiro starten. Von hier wandert man über Triacastela nach Sarria und von dort aus auf gleicher Strecke wie oben nach Santiago de Compostela. Für die insgesamt 150 Kilometer benötigt man rund 8 bis 9 Tage. Das kleine Dörfchen O Cebreiro ist schon alleine dank seiner Pallozas, traditionelle runde Häuser mit Strohdächern, eine Reise wert.
In O Cebreiro findet man die typischen Pallozzas © Shutterstock
Léon - Santiago de Compostela (per Fahrrad)
Eine Pilgertour per Fahrrad – auch für diese sportliche Form der Reise bietet der Camino Francés die perfekten Bedingungen. Um die "Compostela", also das Zertifikat am Ende des Weges zu erhalten, muss man 200 Kilometer Strecke vorweisen. Als Startpunkt ist daher das Städtchen Léon beliebt. Von dort aus fährt man noch rund 300 Kilometer bis Santiago de Compostela, die man mit einer durchschnittlichen Tagesdistanz von rund 50 Kilometern in einer Woche bewältigen kann. Wer länger Zeit hat, kann auch den gesamten Camino Francés in knapp zwei Wochen beradeln.
Die Jakobsweg-Muschel
Wer den Jakobsweg (oder Teilstrecken davon) erfolgreich bewältigt hat und am Ziel angekommen ist, erhält typischerweise eine Pilger-Urkunde. Doch viel wichtiger als die Urkunde ist die Jakobsmuschel. Schon vor dem 13. Jahrhundert war sie die Belohnung für alle, die den Jakobsweg absolviert haben. Während sie damals am Ende der Strecke gekauft wurde, tragen Pilger sie heute bereits während der Strecke als Erkennungszeichen am Rucksack.