Ciao Milano
Wir begleiten unseren Autor David Minoretti auf eine Reise durch die italienische Metropole.
18. Februar 2020
Edle Boutiquen mit den neusten Trends der italienischen Modeszene und hippe Lokale mit jungen Besitzern, welche die traditionelle Restaurantszene aufmischen. Wir begleiten Reiseautor David Minoretti auf seinem Citytrip nach Mailand und erleben hautnah, wieso er sich in die italienische Metropole verliebt hat und immer wieder hierher zurückkehrt.
Durch lange Tunnels und über hohe Brücken bin ich gefahren. Ich habe wilde Landschaften durchquert und hohe Schneeberge gesehen. Unweigerlich hat die Fahrt durch die Alpen Richtung Mailand immer etwas Verheißungsvolles. Südlich der Alpen ist die Sonne intensiver, das Leben leichter, und das Eis süßer. Mailand allerdings hat nicht der Ruf des dolce far Niente. Hier werden Geschäfte abgeschlossen und Messen besucht. Im Sommer ist es in der Stadt zu heiß, im Winter zu grau. Touristen bevorzugen Rom, Florenz oder Venedig. Dabei ist Mailand die vielfältigste Stadt Italiens.
Es ist noch früh morgens als ich im eindrücklichen Bahnhof Milano Centrale ankomme. Der Bahnhofsbau aus der Zeit des Faschismus hat nichts von seiner erschlagenden Wirkung eingebüßt. Die Szene stimmt, es kann los gehen, und mit gehen meine ich Gehen: In Mailand laufe ich, wenn es nicht gerade stark regnet. Falls es dann doch sein muss, fahre ich mit einer dieser antiken Trams, die wohl in den meisten anderen Städten schon im Museum stehen würden. Es rattert und knattert, langsam geht es vorwärts. In diesen Trams spürt man die Stadt, da steht man noch auf, wenn die Nonna einsteigt mit vollen Einkaufstüten. Erste Station auf unserem Spaziergang durch Mailand ist die wunderbare Bäckerei Pavé. Geführt wird das Lokal von jungen Mailändern, die sich ihre ausgezeichnete Reputation verdient haben mit ihren süßen Gebäcken und Sandwiches. Ich nehme noch einen Cappuccino dazu. Während ich diesen trinke, stelle ich fest, dass in den letzten Jahren zahlreiche tolle Lokale von jungen Leuten eröffnet worden sind, welche die traditionellen Lokale der Stadt aufmischen. Nur ein Katzensprung entfernt vom Pavé ist zum Beispiel ein ebensolches Restaurant: das Immorale.
Bevor ich die schicken Boutiquen in der Innenstadt ansteuere, mache ich noch einen Abstecher zur Villa Necchi Campigilo. Eine noble Industriellen-Villa aus den 30er-Jahren, erbaut durch Piero Portaluppi. Im Garten, der wie eine Oase wirkt in der hektischen lombardischen Metropole, setze ich mich. Nicht zufällig hat Luca Guadagnino hier den Film I Am Love gedreht. Amore mio jetzt muss ich ins Zentrum. Ich durchquere die Via Monte Napoleone, gefolgt von einem Besuch im La Rinascente. Ganz schön praktisch: Im riesigen Kaufhaus - gleich neben dem Dom gelegen - kann man der italienischen Modeszene den Puls fühlen. Nach dem kurzen Einkaufsbummel, verspüre ich Appetit. Ein herzhafter Teller Pasta in bewährter Qualität ist mir gerade recht, dazu kehre ich im seit 1957 in San Babila beheimateten A Santa Lucia ein. Nach dem Mittag führt mein Spaziergang zur Pasticceria Marchesi, die seit einigen Jahren zur Gruppe von Prada gehört. Ich suche jedoch noch immer das unschlagbare Original auf an der 11a Via Santa Maria alla Porta auf. Das Lokal ist ein kleines Kunstwerk; kein Wunder, denke ich, investieren Italiens Modefirmen in solche Betriebe und retten so ein Stück italienisches Kulturgut. Letzthin haben auch zwei Firmen aus den USA ähnliche Projekte umgesetzt in Mailand. Apple gestaltet eine ganze Piazza um und Starbucks ließ sich für seinen ersten Ableger in Italien ein ganz neues Konzept einfallen. So hat Mailand ein neues globales Gesicht bekommen. Das Herz schlägt aber durch und durch auf traditionelle Art.
Auf den Abend hin habe ich mich aufgemacht ins Navigli Quartier. La movida - das Nachtleben - ist hier zu Hause. Die Jugend beansprucht das Quartier genauso wie Touristen und Geschäftsleute. Ich setze mich ins Rita, ein zum Navigli-Kanal ein wenig abgewandtes Lokal, aber mit besseren Cocktails und Häppchen als die meisten Bars direkt am Kanal. Der Himmel hat sich unterdessen der Farbe meines Cocktails angeglichen und leuchtet nun hellrot. Freudiges Gelächter und glückliche Gesichter um mich herum, zeugen von mediterraner Entspanntheit. Dieser Cocktail aus schicker Entspanntheit und moderner Großstadt, muss es sein, wieso ich immer wieder nach Mailand fahre. A presto Milano.
Die besten Restaurants und Bars denen Sie unbedingt einen Besuch abstatten sollten. Plus: Was Sie in Mailand keinesfalls verpassen sollten.
Navigli
Beliebter Hotspot im Süden der Innenstadt, besonders frequentiert während den wärmeren Monaten. Unzählige Bars und Restaurants laden mit gemütlichen Sitzmöglichkeiten im Freien zu einem ausgelassenen Apertivo ein. Unser Favorit ist das Mag Café. magcafemilano.myadj.it
Triennale di Milano
Seit 2007 beherbergt dieses Museum die überzeugendsten Werke italienischer Designer. In der jeweils aktuellen Ausstellung wird nur ein Teil der riesigen Sammlung gezeigt. Es lohnt sich also, nicht nur die Neuheiten auf der Messe zu bewundern, sondern auch die geschichtsträchtigen Design-Objekte dieser sehenswerten Kollektion. triennale.org
Langosteria
Mailand schickstes Restaurant und zurzeit angesagtester „Place to be seen“. Zwischen elegant gekleideten Mailändern genießet man hier Meeresfrüchte auf höchstem Niveau – täglich frisch geliefert aus Ligurien. Dazu wird feinster Franciacorta von Ca’ del Bosco serviert. La Dolce Vita im 21. Jahrhundert. langosteria.com
Antica Trattoria della Pesa
In diesem von außen unscheinbaren Restaurant lässt sich eines der besten Risotto alla Milanese con ossobuco genießen. Dieses schlichte und traditionelle Restaurant liegt nur unweit vom Corso Como Concept-Store und bietet seit 1880 die perfekte Mischung aus stilvoller Atmosphäre und herausragender Küche. anticatrattoriadellapesa.com
Bar Basso
Diese beliebte Bar, in der der Cocktail Negroni Sbagliato erfunden wurde, ist der Treffpunkt nach der Messe. Obwohl sie etwas abseits des Geschehens liegt, ist in der Bar kaum Platz zu finden. Die Gäste parlieren aber ohnehin am liebsten mit ihrem Getränk vor der Bar. barbasso.com
Picture credits: Shutterstock; Pinacoteca di Brera; Gianluca di Ioia; Antica Trattoria della Pesa; Mauritius Images/ CuboImages/ Stefano Tripoldi; Unsplash (Ha Be, Cristina Gottardi, Joseph Pearson, Jordan Pulmano)