Andreas Kronthaler
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Andreas Kronthaler: Ein Tiroler in Mode

Seit 35 Jahren lebt Designer Andreas Kronthaler in London – geboren und aufgewachsen ist der Modeschöpfer im Zillertal. Mit seiner welt­berühmten Frau Vivienne Westwood kehrte er jeden Sommer nach Tirol zurück. Im exklusiven Interview spricht er über seine Heimat.

20. Juni 2024


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Vivienne Westwood war ja leider nicht mehr dabei – aber zu spüren war die Modeikone und Ehefrau von ­An­dreas Kronthaler, die 2022 nach 30 Ehejahren verstorben ist, bei seiner Modeschau während der Pariser Fashion Week im März unglaublich stark. In erster Linie durch ihre Liebe zu historischer ­Kleidung. Es ist unglaublich, wie tirolerisch Andreas Kronthaler, der ja seit 1989 in London lebt und vor einiger Zeit die britische Staatsbürgerschaft bekam, dann beim Interview mit Falstaff Travel spricht.

Welche Rolle spielt deine Herkunft in deiner Arbeit als Modedesigner?
In erster Linie in meiner Liebe zum Handwerk, aber auch zur Tradition und zum Exzentrischen. Das hat mich sehr mit Vivienne verbunden. Es war etwa zuerst ihre Idee, unsere original Zillertaler Doggln, diese traditionellen Filzschuhe, immer wieder zu unseren wilden Entwürfen auf den Laufsteg zu bringen; so wie dann auch das Dirndl, die Strickjacken und so weiter.

Den Bauernhof seiner Eltern auf der Lueg-Sternboden-Alm führen jetzt der Bruder von Andreas, Martin Kronthaler, und dessen Sohn Gregor. © Alamy

Was macht den Reiz von Tirol aus, was den der Leute?
Wer nach Tirol fährt, merkt doch sofort, dass das das wichtigste Bundesland von Österreich ist!

Hat sich durch Vivienne etwas an deiner Einstellung zu ­Tirol geändert?
Nein, durch Vivienne nicht. Vivienne hat Tirol geliebt. Meine Einstellung hat sich durchs Älterwerden geändert: Früher war ich froh, wenn ich weg war von zu Hause, aber das ist ja ganz normal für junge Leute. Ich wollte so früh wie möglich aus dem Nest. Aber dann erinnert man sich wieder an seine Wurzeln. Je älter ich werde, desto mehr schätze ich Tirol, seine Werte und meine Wurzeln.

Die Tiroler Bauernwelt dient immer wieder als Inspiration. © imageBROKER.com GmbH

Wie hat Vivienne Tirol empfunden?
Nach den konzentrierten Tagen in London und den Shows in Paris sind wir mit dem Zug von dort nach Tirol gefahren, um zu entspannen. Vivienne hatte eine wahnsinnig enge Beziehung zur Natur und zu Tieren. Ihr Vater war Hundezüchter, und sie ist ja auch auf dem Land aufgewachsen. Sie hat viel gelesen, ich habe im Haus gewerkelt. Sie ist auch gerne mit mir im Wald ­spazieren gegangen. Da haben wir auch kaum etwas geredet, einfach nur die Natur genossen und entspannt. Vivienne wollte auch einmal am Rosenkranzsamstag beim Almabtrieb meines Bruders Martin dabei sein, der nach wie vor Bergbauer auf der Lueg-Sternboden-Alm ist. Danach haben wir sogar einige Modelle unserer Kollektion nach den Leitkühen Elegance und Soraya benannt. Vivienne war auch eine gute Köchin.

Verrätst du uns deinen Lieblingsplatz in Tirol?
Die Gegend, wo ich herkomme, Inneralpbach natürlich! Ich habe dort den Bauernhof meiner Großmutter, der aus dem 15. Jahrhundert stammt, renoviert. Da gibt’s auch eine barocke Kapelle, die muss ich noch herrichten.

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Was muss man in Tirol gesehen haben?
Alles!

Okay, das ist ja eine Menge! Aber was bringst du Freunden aus Tirol mit?
Einen guten Tiroler Speck.

Apropos Speck: Was ist dein Tiroler Lieblingsgericht?
Bei uns zu Hause war Essen etwas sehr Wichtiges. Meine Großmutter hatte ja ein Gasthaus und konnte sehr gut kochen. Wenn die Heidelbeeren – bei uns heißen die Moosbeeren – reif waren, bin ich in den Wald gegangen, um sie mit einer Riffel zu pflücken, und habe sie meiner Großmutter gebracht. Daraus hat sie die besten Moosbeer-Nocken der Welt gemacht. Die vermisse ich immer noch.

Nach seiner Show in Paris im März lief Andreas Kronthaler zum Schlussapplaus allein über den Laufsteg © Getty Images

Kommen wir von der Küche zur Kleidung: Wie modisch sind die Tiroler?
Die können modisch sein, wie die Österreicher generell. Wenn sie’s haben, haben sie’s – wenn sie’s nicht haben, haben sie es nicht.

„Wirklich gut ziehe ich mich an, wenn ich reise. Da trage ich das beste und neueste, das ich habe. Reisen muss man zelebrieren.“


Was war deine Inspirationsquelle für die aktuelle Kollektion? Sie hat ja bei aller üblichen Exzentrik auch historische Erinnerungen – was Vivienne ja so wie du sehr geliebt hat – hervorgerufen …

Ich habe mir erst kürzlich bei einer Giovanni-Battista-Moroni-Ausstellung in Mailand – „The Tailor“! – Kostüme aus der Spätrenaissance angeschaut. Das hat mich so an den Beginn meiner Arbeit mit Vivienne erinnert! Fast zugleich habe ich eine Sport-Schutzausrüstung von einem Freund bekommen. Ich war von den Ähnlichkeiten überrascht und habe mir dann überlegt, was diese Stücke gemeinsam haben. Vor allem die Herrenmode der Renaissance war ja so interessant: Zu freizügige Kleidung zu tragen war verboten; in Florenz wurde ein Mann eingesperrt, weil die Männer irgendwann wirklich alles rumhängen ließen. So sind meine Codpieces entstanden. Auch das viele Schwarz, insbesondere bei der Abendmode, ist eine Anspielung auf den Trend des 17. Jahrhunderts. Schwarz ist sehr praktisch, aber auch die eleganteste aller Farben.

Nach jeder Modeschau in Paris kam das Ehepaar Andreas Kronthaler und Vivienne Westwood Hand in Hand auf den Laufsteg. © Getty Images

Wie würdest du deinen persönlichen Stil beschreiben?
Ich habe mich schon in der Jugend extravagant angezogen. Interessanterweise hat das im Zillertal niemanden aufgeregt. Früher ist man ja zur Schneiderin gegangen oder zur Strickerin. Den Stoff und die Wolle ging man sich in einem Geschäft in der Stadt kaufen. Jetzt entwerfe ich mir die Sachen halt selbst. Im Sommer trage ich auch gerne Lederhose und dazu ein T-Shirt.

„Was ist Eleganz? Es hat weniger damit zu tun, was man trägt, aber sehr viel damit, wie man sich in seinem Inneren fühlt!“


In einem Interview hast du einmal gesagt: „Mode hilft ­einem, das Leben zu bewältigen.“ Wie war das gemeint?

Wenn man sich gut anzieht, sich bewusst anzieht, ist das ein schönerer Tag. Dann bewältigt man den Tag besser. Vor allem, wenn es einem psychisch nicht so gut geht, ist das die beste Medizin. 

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