Warum Hawaii auf keiner Bucketlist fehlen darf
Es sind nicht nur 3682 Kilometer, die das US-amerikanische Festland von den 137 traumhaften Inseln und Atollen Hawaiis trennen, sondern Welten: Schließlich steht hier das Prinzip der Selbst- und Nächstenliebe im Gesetz, Surfen ist ein Volkssport – und wer Lust hat, verschickt statt einer Postkarte eine dekorierte Kokosnuss.
12. November 2024
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„Aloha“ tönt es einem schon bei der Landung in Honolulu entgegen – da ist es, jenes hawaiianische Wort, das es in den Sprachschatz der Menschen auf der ganzen Welt geschafft hat; in dem so viel mehr mitklingt als bei „Hallo“. „Aloha“ lässt an Palmen denken, an Sandstrände und hohe Wellen, an üppige Vegetation und Vulkane. Tatsächlich verwendet man es als Grußformel ebenso wie als Bezeichnung eines Lebensstils, es umfasst Liebe, Zuneigung, Verständnis, Abschied, Mitgefühl und Sympathie gleichermaßen. Damit handelt es sich um einen fast ubiquitären Begriff, der sogar Eingang in die Rechtsprechung Hawaiis gefunden hat: Das „Aloha Spirit Law“ schreibt vor, sich selbst und andere mit Respekt und Liebe zu behandeln. Darin eingeschlossen ist auch die Flora und Fauna der Inselkette.
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Und an Natur hat Hawaii wahrlich viel zu bieten: Von tropischen Pflanzen überwucherte Bergketten, aktive und erloschene Vulkane, schwarze Sandstrände, weiße Sandstrände und sogar grüne; das Meer sowie Flüsse und Seen sind Heimat einer mindestens ebenso vielfältigen Fauna. Hier schwimmt man mit Meeresschildkröten, beobachtet, wie Geckos einem Kondenswasser vom Bierglas lecken, und wird morgens von Hahnengeschrei geweckt. Dass Hawaii bereits 1898 von den USA annektiert und 1959 zum 50. US-Bundesstaat erhoben wurde, ist bekannt – man wird in größeren Städten auch immer wieder daran erinnert, etwa durch Leuchtreklamen von Walmart, Starbucks und Co. Doch glücklicherweise regt sich im Land Widerstand gegen Massentourismus, amerikanischen Einheitsbrei und die Übernahme der Inseln durch Zweitwohnsitzler und Ferienhausvermieter vom Festland. Denn nur so können die reiche polynesische Kultur und die faszinierende Natur der Inselkette erhalten bleiben.
Herzliches Hawaii
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Auf allen acht bewohnten Inseln der insgesamt 137 Eilande umfassenden Landesfläche ist es Tradition, sich zur Begrüßung zu umarmen, anstatt die Hände zu schütteln. Man respektiert die Natur und teilt, was sie einem schenkt. Entdeckt man also neben der Straße oder in der Hotellobby einen Karton mit reifen Bananen, darf man sich daraus nehmen, was man verzehren möchte; und betritt man ein Haus, zieht man ganz selbstverständlich die Schuhe aus – auch, wenn sie von Louboutin sind. Zu den wichtigsten Traditionen gehört das gemeinsame Tanzen, Feiern und Essen, bekannt als „Luau“: Freunde und Familie kommen zusammen, um besondere Momente im Leben gemeinsam zu feiern. Neben vielen privaten Luaus gibt es auf ganz Hawaii auch öffentliche, speziell für Touristen.
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Authentisch sind freilich die wenigsten davon – so stammt der oft gezeigte Feuertanz eigentlich aus Samoa, die Kokosschalen-BHs sind eine tahitianische Erfindung für Touristen. Echte Hula-Tänze hingegen sind ein jahrhundertealtes Ritual, bei dem jede Handbewegung seine eigene Bedeutung hat.
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So ähnlich sich Traditionen und Kultur auf den acht bewohnten Inseln auch sein mögen, so sehr unterscheiden sich diese aber durch ihren Charakter. Eine Faustregel besagt: Eine Woche pro Insel – wer also nicht ewig lang Zeit hat, tut gut daran, seinen Urlaub auf Hawaii sorgfältig zu planen.
Oahu: Weltberühmt dank Waikiki
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Gleich zwei Features sind es, die Oahu zu einem spannenden Ziel machen: Zum einen ist die Inselhauptstadt Honolulu die größte Stadt im Pazifik (und verfügt als solche über den internationalen Flughafen), zum anderen ist der Stadtteil Waikiki weltberühmt für seinen weißen Strand, das türkise Wasser und Wanderungen hinauf zum Diamond Head Crater. Rund um den vielleicht ältesten Banyan Tree der Welt entstand zudem der International Market Place mit seinen schicken Designerboutiquen, von Balenciaga über Saks bis Tesla; nachts spielt sich das Leben auf den von Fackeln erleuchteten Straßen Waikikis ab. Rund 20 Minuten vom Zentrum entfernt wartet in der Hanauma Bay eine atemberaubende Unterwasserwelt, geformt von Lava, darauf, von Schnorchlern und Tauchern entdeckt zu werden.
Big Island, Kauai und Maui
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Big Island wiederum fasziniert durch seine Gegensätze: Während der Süden eher karg ist und mit endlosen Lavafeldern beeindruckt, punktet der Norden mit üppiger Natur. Inmitten der Insel ragt der Mauna Kea 4205 Meter in den Himmel – der Weg nach oben lohnt sich, denn die Milchstraße präsentiert sich hier in voller Pracht. Man muss sich aber sehr warm anziehen und sich rechtzeitig auf den Weg machen! Nette Bars und Restaurants gibt es in Kailua-Kona zu entdecken, hier startet jedes Jahr im Oktober auch der traditionelle Iron Man. Und wer an einem schwarzen Sandstrand mit Schildkröten entspannen will, macht sich auf nach Punaluu.
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Maui erholt sich nach den verheerenden Bränden im Sommer 2023 nun langsam wieder. Zwar bittet man Touristen, sich respektvoll zu verhalten, sie sollen laut Angaben der offiziellen Tourismusbehörden aber auf jeden Fall kommen – schließlich ist man auf finanzielle Unterstützung beim Wiederaufbau angewiesen. Vor allem das einstige touristische Zentrum Lahaina wurde von den Bränden vollständig zerstört; Einheimische empfehlen, vorerst noch auf die benachbarten Inseln auszuweichen.
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Etwa nach Kauai: Sie gilt ob ihrer Üppigkeit als „Garteninsel“. Wer durch tropische Gefilde wandern, Delfine beobachten oder auf den Spuren der „Jurassic Park“-Saga wandeln will, ist hier richtig. Verlassene Strände gibt es ebenso wie populäre, etwa den Poipu Beach, an dem Mönchsrobben regelmäßig ihr Mittagsschläfchen einlegen. Entlang des Kuhio Highway erwartet Gäste eine faszinierende Szenerie zwischen roter Erde, imposanten Küstenabschnitten und dem nebelverhangenen Inselinneren; der Nounou Forest lädt zum Wandern ein, während man entlang der Maluhia Road durch einen Tunnel aus Bäumen fährt. Man erwartet hier jederzeit, dass ein Dino durch das Dickicht bricht. Stattdessen gibt es an jeder Ecke Hühner, eine Art Inselwahrzeichen – immerhin späte Verwandte der Dinos …
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Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2024.