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Warum Schottland eines unserer Lieblingsreiseziele im Herbst ist

Steile Klippen, vom rauen Atlantik umtost, Geschichten von Helden und Highlands, Kobolden und Nessie, erzählt zu Dudelsackmusik und bei einem Glas Whisky, der Essenz der schottischen Seele: Das atemberaubend schöne und vielfältige Land im Norden Britanniens fasziniert Besucher sofort.

5. November 2024


Schottland im Herbst

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Manche Orte dieser Welt berühren Reisende auf einer tiefen, wenig rationalen Ebene – fast so, als würde man sich in sie verlieben. Schottland, das mythenumwobene, vom Atlantik umtoste, an manchen Stellen gefährlich wirkende und doch insgesamt eher an einen sicheren Hafen gemahnende Land, hat auf die meisten Menschen diesen Effekt: Wild und sanft, modern und doch manchmal so herrlich in der Vergangenheit verhaftet ist es ein Ort, an dem man eine Atempause vom Alltag europäischer Großstädte einlegen kann.

Rucksacks St Andrews

Ein Zimmer im Rucksacks St Andrews Hotel © beigestellt

Die meisten Besucher beginnen ihre Reise in Edinburgh, seit dem 15. Jahrhundert die Hauptstadt Schottlands. Nach Glasgow handelt es sich um die zweitgrößte Stadt des Landes, 525.000 Menschen nennen es ihr Zuhause. Poeten sprechen bei dieser Stadt vom „Athen des Nordens“, der Schriftsteller Robert Louis Stevenson meinte sogar: „Edinburgh ist, was Paris sein sollte.“ Als hier Geborener mag Stevensons Aussage befangen sein, aber die Schönheit der Stadt kann man nicht leugnen: Sie liegt auf sieben Hügeln, gekrönt von der majestätischen Sil­hou­ette des Edinburgh Castle; erbaut auf einem er­loschenen Vulkan ist es das Herzstück der Stadt. Von oben genießt man wunderbare Ausblicke – wer sich fühlen möchte wie in einem Historiendrama, spaziert die Royal Mile, die das Schloss mit dem Holyrood Palace verbindet, entlang; es geht an mittelalterlichen und eleganten georgianischen Tavernen vorbei.

Highlights in den Highlands

Getty Images, u.li Ivan Vdovin / Alamy Stock Photo, u. re beigestellt

Von Edinburgh geht es weiter in den Norden, wo die rauen Highlands eine atemberaubende Naturschönheit nach der anderen zu bieten haben. Da wäre zum einen natürlich Loch Ness, der wahrscheinlich berühmteste See der Welt – wer lange genug auf sein tiefschwarzes Wasser schaut und genügend Highland Spirit (Whisky) in sich hat, begegnet vielleicht sogar Nessie. Alte Burgruinen, darunter Urquhart Castle, malerische Dörfer und weite Täler dominieren die Landschaft. Der Geschichte Schottlands, geprägt von zahlreichen Heldengeschichten, begegnet man hier auf jedem Schritt: So ist das Tal von Glencoe heute ein eindrucksvoller Landstrich, umgeben von steilen Berghängen und durch­zogen von klaren Bächen – wo Wanderer und Naturfreunde heute fröhlich voranschreiten, fand im 17. Jahrhundert allerdings ein Massaker statt, das zu den traurigsten Kapiteln der schottischen Geschichte zählt. Abgesehen davon befindet sich hier der Ort, an dem das Familienanwesen von James Bonds Sippe steht, in das der Agent in „Skyfall“ (2012, diesfalls gespielt von Daniel Craig) zurückkehrte. Fans werden vor allem die „Three Sisters“-Berge wiedererkennen, oder auch Eilean Donan Castle. Über alldem thront der Ben Nevis, mit 1345 Metern der höchste Berg Schottlands und Großbritanniens. Er ist das erklärte Ziel aller, die den 154 Kilometer langen Wanderweg des berühmten West Highland Way auf sich nehmen. Ebenfalls ein Muss ist ein Abstecher zum Glenfinnan-Viadukt – die Eisenbahnbrücke wurde als Filmlocation für den Hogwarts-Express in den „Harry Potter“-Filmen weltberühmt.

Schottland im Herbst

Das ikonische Glenfinnan-Viadukt © Getty Images

Auch eine berühmte Brücke ist jene, die weiter im Westen das schottische Festland mit der Isle of Skye verbindet. Eingerahmt von dramatischen Bergketten wie den Cuillin Hills und rauen Küsten finden sich hier pittoreske Dörfer und Fotomotive wie die Felsformation Old Man of Storr – kein Wunder, dass Heldendramen wie „Highlander“ auf der Isle of Skye gedreht wurden.

Die Bar des ikonischen Rocco-Forte-Hotels The Balmoral © beigestellt

Hier sind auch einige der berühmtesten Whiskydestillerien der Welt beheimatet, etwa Talisker. Sie offerieren neben Touren durch die Produktionsstätten auch Verkostungen und praktischerweise auch immer gleich einen Shop. Ein Besuch des Landes ohne Rundgang in einer Whiskydestillerie wäre nicht komplett – oder, um es mit Mark Twain zu sagen: „Too much of anything is bad, but too much good whisky is barely enough.“ Er ist nicht nur ein Getränk, sondern das „Wasser des Lebens“ und ein Erlebnis, das tief in der schottischen Kultur verwurzelt ist.

Gourmets und Glasgow

Food

Die Michelin-prämierte Cuisine im Cail Bruich© beigestellt

Mindestens ebenso bekannt wie Whisky, aber weit weniger oft probiert ist das schottische Nationalgericht Haggis. Es schmeckt umso besser, je weniger man sich darüber im ­Klaren ist, dass man hier Schafsmagen, gefüllt mit Herz, ­Leber, Lunge und Nierenfett vom Schaf sowie Hafermehl, Zwiebeln und Graupen vor sich auf dem Teller hat. Tradi­tionellerweise mit „neeps and tatties“ (Rüben und Kar­toffeln) serviert schmeckt Schaf in Schaf wirklich richtig gut und ist überaus deftig. Nationalspeisen wie diese machen es schwer zu glauben, dass Schottland in den letzten Jahren zu einem Gourmethotspot geworden ist – tatsächlich finden sich aber elf Restaurants mit insgesamt 13 Sternen in Glasgow und Edinburgh, dazu kommen jede Menge vorzüglicher Pubs, Restaurants und Gasthäuser.

o. David Cheskin, li, David Cheskin, re. beigestellt

Abseits aller Gourmetgenüsse bietet Glasgow natürlich auch jede Menge Geschichte. Um sie zu spüren, genügt schon ein Spaziergang, doch Attraktionen wie die gratis zugängliche Kelvingrove Art Gallery & Museum gehen da noch einen Schritt weiter und machen Geschichte erlebbar. Glasgow als größte Stadt des Landes gilt als Kreativhub und lebendiges Zentrum für Kunst, Kultur und Architektur; moderne Galerien, zahlreiche High-End-Shops und Boutiquen sowie Sehenswürdigkeiten machen die Stadt zu weit mehr als nur dem Ausgangspunkt für den legendären West High­land Way. Erwähnenswert sind in dieser Hinsicht unter anderem auch die prächtige Glasgow Cathedral aus dem Mittelalter, die Glasgow Necropolis, ein viktorianischer Friedhof, sowie das Glasgow Science Centre; Letzteres gibt Einblicke in Wissenschaft und Technik.

Wem jedoch der Sinn nach Einkaufen steht, der sollte sich in die Buchanan Street begeben: Sie gilt als beste Einkaufsstraße des Vereinigten Königreichs außerhalb von London. Das Angebot reicht von Herrenmode und Kilts bei Hector Russell bis hin zum House of Fraser mit Designermode von Armani bis Valentino. Schottland ist eben auch diesbezüglich wahrhaft ein Land der Gegensätze.

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Herbst 2024.

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