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Disco-Gott Giorgio Moroder

Giorgio Moroder hat durch seine Musik Filme unsterblich gemacht, er schrieb Songs für Olympia und die Fußball-WM und produzierte Superhits von Donna Summer und Blondie. Der Pionier der elektronischen Popmusik stammt aus St. Ulrich in Gröden.

30. September 2024


Bekanntlich ist Südtirol mit allem gesegnet, was man sich wünschen kann. Mit Reichtum der Natur und Schönheit der Landschaft, mit sonnigen Sommern, guten Weinen und Menschen, denen es ­gegeben ist, aus jeder Herausforderung das Beste zu machen. Eines allerdings war in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts Mangelware: Tanzclubs. Für Giovanni Giorgio Moroder, den 1940 in St. Ulrich in Gröden dreisprachig (Deutsch, Italienisch und Ladinisch) aufgewachsenen Sohn einer ­ladinischen Familie, ein gravierendes Problem. Denn die Musik ist seine ganze Leidenschaft und, wie sich herausstellen wird, sein ganzes Leben. Also setzt er sich ins Auto und fährt mit seiner Gitarre Richtung Norden.

Retro oder futuristisch? Die Brille „Super & Giorgio Moroder“ wechselt von Gold zu Silber. © Getty Images

In Europa reist Moroder mit einer Band von Club zu Club. Er wohnt erst in Berlin, wo ihm mit einem Lied für Ricky Shayne 1967 ein erster Chart-Erfolg gelingt. Ab 1970 ist er als Komponist und Produzent in München heimisch. In dieser Zeit hat er eine Eingebung, die die Popmusik revolutionieren wird: Der Synthesizer ist der Klang der Zukunft. Diese Idee markiert die Geburtsstunde des Elektro-Pops, Moroders erster Synthie-Hit wird „Arizona Man“, gesungen von Mary Roos. Ab 1973 arbeitet Moroder mit Donna Summer zusammen, ihr „Love To Love You Baby“ wird 1976 zum Superhit. Summers laszives Stöhnen treibt der BBC die Schamesröte ins Gesicht, die britischen Broadcaster boykottieren den Song. Doch der Rest der Welt ist infiziert – mit Discofieber.

Moroder shenkte der Welt unsterbliche (Film-)Musik, etwa die für „Flashdance“. © Getty Images

Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte. 1974 hatte Moroder mit „Musicland“ sein eigenes Studio in München eröffnet, Donna Summers „I Feel Love“, das sie und Moroder hier 1977 einspielten, gilt heute als Leuchtturm auf dem Weg zur elektronischen Tanz- und Vorläufer der House-Musik. Zunächst aber bedeutet der Song einen weiteren Riesenerfolg für den Produzenten und das Showgirl. Das Lied erobert weltweit die Charts, denn physisch ist es nahezu unmöglich, bei diesem Song ruhig sitzen zu bleiben. Moroder wird als „Godfather of Disco“ gefeiert. Queen und Freddie Mercury, die Stones, Led Zeppelin und Deep Purple – sie alle kommen nach München und möchten Platten aufnehmen. Doch der Südtiroler ist bald auf dem Absprung: Ende der Siebziger folgt er Donna Summer nach Kalifornien. Eigentlich will er nur ein paar Monate bleiben, dann wendet er sich in Hollywood der Filmmusik zu. Wiederum mit schwindelerregendem Erfolg.

Donna Summer und Giorgio Moroder versetzten die Welt ins Discofieber – er schrieb den Soundtrack der 1970er-Jahre und verkörperte ihr Lebensgefühl. © Getty Images

Für das erste Projekt, den Soundtrack zu „Midnight Express“ von Alan Parker, sammelt Moroder gleich einen Oscar für die beste Filmmusik ein. „American Gigolo“ mit Richard Gere, das Tanz-Melodram „Flashdance“, „Scarface“ mit Al Pacino und „Top Gun“ mit Tom Cruise werden von Moroders Musik veredelt. Für „Flashdance – What a Feeling“ sowie „Take my Breath Away“ aus „Top Gun“ gab es 1983 bzw. 1987 jeweils einen Oscar für den besten Song. Moroder arbeitet mit Blondie und Olivia Newton-John, er schreibt Songs für die Olympischen Spiele in Los Angeles und Seoul oder die Fußball-Weltmeisterschaft in Rom.

Er spiele ja nur etwas Klavier und trickse am Computer, erklärte Moroder einmal bescheiden in einem Interview. Doch ganz so einfach ist es nicht, sich jahrzehntelang im Musikgeschäft zu behaupten und dabei selbst zur Legende zu werden. Moroder hat nicht nur die elektronische Popmusik geschaffen, er hat sich auch immer wieder neu erfunden. 2013 lud ihn etwa das französische Elektro-Pop-Duo Daft Punk ein, aus seinem bewegten Leben zu erzählen – in ein Mikrofon. Ergebnis ist das Neun-Minuten-Stück „Giorgio by Moroder“. Es folgten weitere Veröffentlichungen, darunter das Album „Déjà Vu“, auf dem neben anderen Britney Spears und Kylie Minogue zu hören sind, und 2019 eine Tournee durch fünfzehn europäische Länder.

In St. Ulrich in Gröden wurde Giorgio Moroder am 26. April 1940 geboren© Getty Images

Obwohl sein Hauptwohnsitz Beverly Hills ist, verbringt er immer wieder Zeit in St. Ulrich. 2016 animierte er als DJ das ganze Tal zu entfesseltem Tanzen. Zuletzt erhielt er mit dem „David di Donatello“, Italiens Antwort auf den US-Oscar, eine Auszeichnung für sein Lebenswerk: Der Komponist von mehr als 700 Songs wurde in Rom als „außergewöhnlicher und in der ganzen Welt bekannter Künstler“ gewürdigt. „Im Laufe seiner Karriere hat er mit einigen der größten Namen der Musikgeschichte zusammengearbeitet, etwa Barbra Streisand, Elton John, Cher und David Bowie“, so die Jury. Drei Oscars, vier Golden Globes, drei Grammys und über 100 Gold- und Platin-Schallplatten schmückten schon vorher seine Trophäensammlung – und der Große Verdienstorden des Landes Südtirol, den er bereits 2010 erhielt. Man darf also mit Fug und Recht behaupten, dass Moroder einer der größten Söhne seiner Heimat ist.

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Südtirol Spezial 2024.

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