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Südtirol – Eine Bilanz von Markus Lanz

Markus Lanz ist einer der erfolgreichsten Fernsehmoderatoren in Deutschland und zudem als Podcaster, Dokumentarfilmer und Fotograf tätig. Seiner Heimat wünscht der Südtiroler Mut zur Bewahrung ihres Erbes.

11. September 2024


Die Bindung an die Kulisse seiner Südtiroler Kindheit und Jugend hat Lanz sich bewahrt. © lookphotos / ClickAlps

Vom Volontär eines Radiosenders zur prominentesten Fernsehpersönlichkeit Deutschlands innerhalb weniger Jahre – eine so rasante Karriere kann womöglich nur einem Südtiroler gelingen. Einem wie Markus Lanz. Der Moderator kam 1969 in Bruneck zur Welt, wuchs im Pustertal auf und begann seine Laufbahn nach Schulzeit und Wehrdienst in Italien mit einer Ausbildung zum Kommunikationswirt in München. Nächste Station: Radio Hamburg. Der Rest ist Geschichte – vom Radio ging es weiter zu RTL, von dort zum ZDF. Längst besitzt Lanz zwei Pässe, einen italienischen und einen deutschen. Und obwohl seine Intonation im Berufsleben ohne alpenländische Schwünge auskommt, weist seine Persönlichkeit deutliche Südtiroler Einflüsse auf. Vom bescheidenen Auftreten bis zum grenzenlosen Engagement für die Sache, für die er brennt. Nach Einsätzen bei ZDF-Großkalibern wie „Wetten dass..?“ und „Menschen“ erhielt er vor fünfzehn Jahren eine Talkshow, die seinen Namen trägt und die er seit Langem selbst produziert.

So kennt und schätzt ihn sein Publikum: Markus Lanz als redege-wandter Gastgeber seiner TV-Show. © Markus Hertrich

Nebenbei findet er Zeit für Fotografie, Dokumentarfilme und einen Podcast mit Richard David Precht. „Südtirol ist ein unglaublich schöner Flecken Erde, vielleicht einer der schönsten überhaupt“, weiß Markus Lanz. Als Vielgereister, der es bereits bis in die Nähe des Nordpols und in andere entlegene Winkel schaffte, hat er selbst viele der attraktivsten Landschaften der Welt sehen und erleben können. Aber, so mahnte er einmal gegenüber der „Südtiroler Wirtschaftszeitung“, die Schönheit Südtirols bedeute auch Verantwortung.

Lanz liebt die Fotografie und hat sich auch mit der Bildsprache seiner Reportagen einen Namen gemacht. © beigestellt

Keinesfalls dürfe man sich so verhalten, als hätte man noch ein zweites Südtirol in der Hinterhand. Da das nicht der Fall sei, müsse man sich vielmehr die Frage stellen, wie viele Hotels das Land noch brauche. Und – womöglich noch wichtiger – wie viele es aushalten könne. Auch die durch die Besucherströme häufig angespannte Verkehrssituation erfordere neue Ideen. „Man muss zum Beispiel überlegen, ob Motorradfahrer wirklich jeden Pass nutzen müssen, und wenn ja, ob es tatsächlich so viele sein müssen.“ Sogar im November sind die Straßen mittlerweile voll. „Aus meiner Kindheit kenne ich das nicht“, so Lanz. „Da muss man einfach aufpassen, dass man die Infrastruktur nicht überfordert.“

Wer reisen kann, will nach Südtirol

So trittsicher wie bergerfahren: Als Südtiroler Kind fühlt sich Markus Lanz auf dem Gipfel ausgesprochen wohl. © beigestellt

Südtirol sieht Lanz auch als Opfer seines eigenen Erfolgs. Aus ihm erwachsen – neben wirtschaftlicher Stabilität und solidem Wohlstand einer noch vor wenigen Generationen armen Region – auch Probleme. Mit unglaublichem Fleiß und großer Kreativität sei es den Südtirolern gelungen, einen Tourismus aufzubauen, der in der Qualität seinesgleichen sucht. „Die Menschen haben wirklich richtig was daraus gemacht.“ Südtirol werde global wahrgenommen und sei heute Reisenden auf der ganzen Welt ein Begriff: „Wer reisen kann, hat Südtirol mittlerweile auf dem Zettel.“ Umso mehr stehe man in der Pflicht, dafür zu sorgen, die Schönheit und einzigartige Natur der Region zu bewahren – für sich selbst und für kommende Generationen.

© Dietmar Denger / laif / picturedesk.com

Eine weitere Auswirkung des Tourismusgeschäfts ist für Lanz eine beginnende Entfremdung der Menschen von ihrer Heimat. „In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder den Satz gehört: ,Das ist doch alles nur für die Touristen!‘“, erzählt er. Ein solcher Ausverkauf gehe, auch wenn er nur als solcher wahrgenommen werde, zu weit. Mit der innerlichen Distanzierung der Menschen von ihrem Heimatort beginnt häufig das Phänomen zu Tode geliebter Urlaubsorte, wie das Beispiel Venedig zeigt. Deshalb sei es politisch nicht der richtige Weg, für jedes neue Projekt alle Augen zuzudrücken und es durchzuwinken. „Es tut mir in der Seele weh, wenn ich sehe, wie ein alter Bergbauernhof abgebaggert wird.“ Mit jedem Hof verschwinde auch ein Stück Identität. „Warum sind wir nicht in der Lage, dieses Erbe als Kulturgut zu begreifen?“ Natürlich koste eine Restaurierung oft mehr als Abriss und Neubau. „Aber schließlich kommen die Urlauber nicht wegen der Neubauten nach Südtirol.“ 

Mehr lesen: Tanja Raich: Sommer in Südtirol

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Südtirol Spezial 2024.

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