Kolumbien: Wilder Charme und historische Städte von den Bergen bis zur Küste
Kolumbien war lange für seine Drogenkartelle und den Bürgerkrieg berüchtigt. Seit dem Friedensschluss öffnet sich das Land wieder dem Tourismus. Die großartigen Kolonialbauten, die grünen Berge sowie die pittoreske Hafenstadt Cartagena haben es sogar Amazon-Gründer Jeff Bezos angetan.
19. März 2024
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Es beginnt langsam zu dämmern. Unser Wagen, ein morgens noch sauber glänzender Suzuki Vitara mit freundlichem Fahrer und fast perfekt Deutsch sprechendem Guide, liegt angeschlagen und schmutzig im Straßengraben. Wir sind unterwegs im nördlichsten Teil der Anden; in einer Gegend, die als Hauptfundort der berühmten kolumbianischen Smaragde gilt. Es ist die klassische Kidnapping-Situation – gleich werden die Guerilleros aus dem Busch auftauchen. Aber zum Glück sind die Zeiten, in denen in Kolumbien bis zu 35.000 Entführungen pro Jahr verzeichnet wurden, vorbei.
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Der Bürgerkrieg ist Geschichte. Wir marschieren ein paar Kilometer ins nächstgelegene Samacá, wo sich die Männer vor einem kleinen Lokal zum abendlichen Bier treffen. Bald haben hilfreiche Dorfbewohner unseren Wagen aus dem Schlamm gezogen.
Die Sechs Zonen des Wohlstands
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Vieles ist im Traumziel Kolumbien, einem der reichsten Länder Südamerikas, anders, als man denkt. Wenn man am Flughafen in Bogotá ankommt, hat man das Gefühl, in Europa gelandet zu sein – nur dass man es hier mit den Einreisekontrollen um einiges genauer nimmt. Der Flughafen, die Straßen, die Gebäude, alles tipptopp, gar kein Dritte-Welt-Feeling. Und hoch über der Stadt, auf dem Cerro de Monserrate, thront friedlich eine weiße Basilika aus dem 17. Jahrhundert auf 3300 Meter Höhe – Bogotá selbst liegt schon auf 2600 Metern. Die Pilgerstätte am Berg ist das Wahrzeichen der Stadt, man kann es per Standseilbahn besuchen. Also alles paletti?
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Natürlich trügt der Schein auch ein wenig. Wie überall in Südamerika ist das Gefälle zwischen Arm und Reich enorm. Bogotá, diese Metropole eines Landes, das dreimal so groß wie Deutschland ist, zählt acht Millionen Einwohner. Im Großraum der Stadt sind es sogar 13 Millionen. Die kolumbianische Hauptstadt ist ganz offiziell in sechs Zonen von arm bis reich eingeteilt, sogar der Strompreis richtet sich danach.
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Wie gut, dass unser Hotel in Rosales liegt, einem begehrten Viertel, wo man abends ruhig zum nächsten Gourmetrestaurant spazieren kann. Unser Quartier, die „Casa Medina“ ist ein wunderschönes sogenanntes Kolonialhotel, in dem viele Stars absteigen, zum Beispiel Miley Cyrus. Erbaut hat die heute von Four Seasons gemanagte „Casa Medina“ ein kolumbianischer Architekt in den 1940er-Jahren, der zuvor zwei Jahrzehnte in Paris gelebt hatte. Damals lag die „Casa Medina“ außerhalb der Stadt und Bogotá hatte nur 600.000 Einwohner; heute sind es zehnmal so viele.
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Die Altstadt von Bogotá, genannt Candelaria, ist an sich schon ein Schatz, und sie birgt auch einen: das größte Goldmuseum der Welt, das Museo del Oro. Für nur 5000 kolumbianische Pesos (rund ein Euro!) kann man hier in die Zeit vor der spanischen Kolonialisierung Südamerikas zurückreisen. Die Sammlung umfasst 35.000 Objekte prähispanischer Goldschmiedekunst und wird zu Recht jährlich von mehr als einer halben Million Besuchern gestürmt. Alle Beschriftungen sind übrigens auch auf Englisch zu lesen.
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Nicht verpassen sollte man auch den Mercado de Paloquemao, den großen Blumen- und Lebensmittelmarkt im Norden Bogotás. Kolumbien ist der zweitgrößte Blumenexporteur der Welt und verkauft jährlich Nelken, Rosen, Chrysanthemen und andere Schnittblumen für zwei Milliarden Dollar.
Schönste Kolonialstadt
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Das bei Touristen populärste Ziel in Kolumbien liegt am Meer: die berühmte Festung und Kolonialstadt Cartagena. Von hier aus verschifften die Spanier Silber und Gold, weshalb die von einer mächtigen Mauer umgebene Stadt auch ein beliebtes Angriffsziel für Piraten war. Heute sind es nicht Seeräuber, die die großartige Altstadt stürmen, sondern Touristen, vor allem aus Florida – es gibt Direktflüge von Miami nach Cartagena. In der Altstadt findet man Pferdekutschen, noble Geschäfte, viele erstklassige Restaurants und auch ausgezeichnete Konditoreien. Auch das ist eine große Überraschung: Kolumbianische Mehlspeisen können es mit unseren aufnehmen, egal ob Cremeschnitte, Karottentorte oder Torta María Louísa. Letztere ist quasi die kolumbianische Sachertorte und besteht aus mit Orangensaft getränktem flaumigem Rührteig und Orangenmarmelade oder Karamellcreme.
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Cartagena gilt als eine der schönsten Städte Südamerikas, die Altstadt ist wahrscheinlich der sicherste und am besten bewachte Platz in ganz Kolumbien (abgesehen vom Präsidentenpalast). Vielleicht kommt ja auch deshalb Amazon-Gründer und Multimilliardär Jeff Bezos so gerne hierher. Er nächtigt in der „Casa de la Renta“, einem luxuriösen Palais in der Altstadt, das man für 5000 US-Dollar pro Nacht mieten kann.
Wo Zorro um die Ecke kommt
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Aber Cartagena ist nur eines von vielen Highlights in Kolumbien. Nicht versäumen sollte man einen Besuch im sogenannten Kaffeedreieck: Rund um das pittoreske Städtchen Salento und im von Palmen und Kaffeeplantagen durchzogenen Cocora-Tal gibt es viele Kaffeetouren: immerhin ist Kolumbien einer der drei größten Kaffeeexporteure der Welt. Sehr sehenswert ist auch die Salzmine von Zipaquirá mit ihrer Kathedrale aus Salz, die 48 Kilometer von Bogotá entfernt liegt. 13 Millionen Besucher fuhren bisher 180 Meter tief, um die fantastische Kunst in der größten Steinsalzmine der Welt zu erleben. Villa de Leyva ist ebenfalls ein unvergesslicher Ort: Etwa dreieinhalb Autostunden von Bogotá entfernt, ist die Gemeinde wie eine große Zeitmaschine – seit 400 Jahren hat sich hier nur sehr wenig verändert. Die völlig intakte spanische Kolonialarchitektur erinnert an alte Zorro-Filme. Wir sind uns sicher: Zorro ist hier zu Hause, in Villa de Leyva in Kolumbien, und gleich kommt er um die nächste Ecke …
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