Balthazar NYC: Treffpunkt der Celebrities
Das „Balthazar“ zieht seit seiner Gründung Prominente wie Touristen an. Das Erfolgsgeheimnis der New Yorker Brasserie: anhaltende Qualität, zahlreiche Stammgäste und Gründer Keith McNallys sehr direktes Geschäftsgebaren.
11. März 2024
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Diese Adresse verspricht Erlebnis: 80 Spring Street, Soho, Manhattan. In der ehemaligen Gerberei eröffnete im April 1997 die französische Brasserie „Balthazar“. Drumherum entdeckten gerade Immobilienmakler und Boutiquenbesitzer das Künstlerviertel, aus den verlassenen Lagerhäusern wurden schicke Apartments und Ateliers, Soho avancierte zum Spielplatz der Bohemien-Chic und das „Balthazar“ zu seinem Esszimmer.
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Mehr als 25 Jahre später hat das Restaurant Legendenstatus. Nicht weil die Küche ein Fine-Dining-Programm auf Michelin-Niveau anbietet, sondern wegen der anhaltenden Qualitätsgarantie im Schichtsystem: Frühstück, Lunch und Dinner werden von knapp 200 Angestellten jeden Tag zubereitet, emsige Kellner flitzen wie Statisten in einem Hollywood-Blockbuster durch den Saal mit 180 Sitzplätzen.
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Das „Balthazar“ ist nicht einfach ein Restaurant, es ist eine New Yorker Institution (mit Zweigstelle in London seit 2013). Wer die gelben Großbuchstaben auf rotem Grund erblickt, in das Lokal mit der meterhohen Decke hineingeht, vielleicht sogar einen Tisch ohne Reservierung ergattert, kann sich Hoffnung auf fabelhafte Steak Frites für 49 Dollar machen (das Vorzeigegericht des Lokals) – sowie auf die Sichtung berühmter Zeitgenossen. Jerry Seinfeld hielt im „Balthazar“ um die Hand seiner heutigen Frau an, Beyoncé und Jay-Z speisten am ersten Abend nach dem Pandemie-Lockdown zwischen roter Ledergarnitur und omnipräsenten Mega-Spiegeln. Diskretion sieht anders aus.
Goldstatus und ein Hausverbot
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Wie es sich für ein vernünftiges Promirestaurant gehört, gerät das „Balthazar“ immer wieder in die Klatschspalten der Boulevardblätter – allein schon deshalb, weil Gründer Keith McNally auf seinem Instagram-Account die Stars des Abends sowie deren Kellnerbewertungen postet. Goldstandard mit einem AAA-Rating hat etwa „Vogue“-Chefredakteurin Anna Wintour. Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio bekommt wenigstens noch das Prädikat AA – nur dem britischen Talkshowmoderator James Corden wurde 2022 öffentlichkeitswirksam Hausverbot erteilt. Er sei ein „winziger Kretin von einem Mann“, ließ McNally wissen, weil er wegen einer angeblich falsch zubereiteten Eierspeise ausgerastet sei.
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Dass der Restaurant-Guru aus Manhattan kein Blatt vor den Mund nimmt, kennen A-List-Celebrities bereits aus den 1980er-Jahren. Damals führte der Nachtlebengestalter mit Zirkusdirektor-Allüren den berühmten Club „Nell’s“ um die Ecke in Soho. Einzige Regel des Tanzschuppens: Jeder Gast musste fünf Dollar Eintritt zahlen. Als Madonna einmal durchmarschieren wollte, ohne diesen Obolus zu entrichten, wies McNally sie am Eingang zurück. Die Sängerin nannte ihn daraufhin einen „fucking bastard“. Das sind die Legenden, die McNally und den Ruf seines Restaurants ausmachen.
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Dabei wollte der gebürtige Brite nie ein Lokal führen. Er kam 1975 als Filmemacher nach New York, nahm „irgendwie den falschen Bus“ und endete im Gastronomiegeschäft. Mit seinem Außenseiterblick hat er als einer der Ersten verstanden, dass Restaurants und Clubs zum selben Bodensatz des Nachtlebens gehören und als gegenseitige Ergänzung verstanden werden sollten. In einer Brasserie will man sein Leben genauso zelebrieren wie in einer Disco. Hedonismus geht auch mittags durch den Magen – und ganz ausdrücklich im „Balthazar“.
Balthazar New York
80 Spring St, New York, NY 10012, USA
Tel.: +1 212 965-1414
Web: balthazarny.com
Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Winter 2023/24.