Die Kanaren sind Vorreiter beim Schutz der Meere
So bleibt die spektakuläre Artenvielfalt des Atlantiks erhalten.
18. Juni 2021
Die Kanaren gelten als Heimat für mehr als 500 außergewöhnliche Arten. Die meisten davon leben im Gewässer des Atlantiks rund um die Kanarischen Inseln. Damit grenzt sich die Unterwasserwelt vor den Küsten des Archipels stark vom Rest Europas ab. Damit das auch so bleibt, gibt es auf den Inseln unzählige Maßnahmen, die für den Erhalt des Ökosystems und der Artenvielfalt sorgen. Mittlerweile gilt die beliebte Urlaubsdestination schon als Vorreiter beim Schutz der Meere.
Der Atlantik: Eine der außergewöhnlichsten Meeresregionen der Welt
Vor den kanarischen Ufern treffen nordatlantische und südliche Meeresströmungen aufeinander. Dabei vermischen sich die einzelnen Strömungen aufgrund der unterschiedlichen Temperaturen nicht miteinander. Diese Abgrenzung lässt sich als klare Linien auf der Wasseroberfläche erkennen, sorgt für einen einzigartigen, marinen Reichtum rund um die Kanaren und macht das Gewässer rund um die kanarischen Inseln zu einer der außergewöhnlichsten Meeresregionen der Welt.
Unzählige Tier- und Pflanzenarten leben in diesem Gebiet und müssen geschützt werden. Vor den Inseln La Palma, El Hierro und La Graciosa befinden sich daher auch insgesamt drei Meeresschutzgebiete, die im Hinblick auf ihren ökologischen Wert und ihre Bedeutung für die Nachhaltigkeit der Ozeane besonders wichtig sind. Denn zudem beheimatet der Atlantik viele Arten, die für den funktionierenden Kreislauf des lokalen Ökosystems überlebenswichtig sind. Dazu zählen beispielsweise Schildkröten, Thunfische oder Haie.
Die Wasserqualität ist darüber hinaus so gut, dass der Meerestreifen zwischen Teneriffa und La Gomera erst kürzlich offiziell von der World Cetacean Alliance (WCA) zum Walschutzgebiet gekürt wurde. Als eine von insgesamt nur drei solcher Schutzzonen weltweit gibt es hier immer ausreichend Nahrung und genügend Nährstoffe für große Walpopulationen.
Außergewöhnliche Artenvielfalt rund um die Kanaren
Die internationale Organisation zum Schutz der Ozeane, Oceana, hat die Artenvielfalt der Meere der Kanarischen Inseln analysiert und im Zuge dessen mehr als 500 verschiedene Arten katalogisiert. Unter anderem Haie und Rochen fühlen sich in der Region besonders wohl, sogar der als ausgestorben betrachtete Norwegische Stechrochen wurde von Wissenschaftlern vor Fuerteventura gesichtet. Darüber hinaus schwimmen in den Gewässern viele äußerst seltene und teils spektakuläre Arten wie die weiße Krake, die Pyramidenmuschel oder der Granatbarsch. Letzterer kann bis zu 70 Jahren alt werden und gilt als bedroht, da er sein fortpflanzungsfähiges Alter erst nach rund 30 Jahren erreicht.
Für Taucher aus aller Welt sind die Kanarischen Inseln aufgrund ihrer reichhaltigen Gewässer ein Traumziel. Das klare Wasser, der vulkanische Meeresboden und die unzähligen Höhlen und Schiffswracks sorgen für einmalige Erlebnisse.
Handwerkliche Kleinfischerei – der Umwelt zuliebe
Ein Grund, warum die Gewässer vor den Kanarischen Inseln bis heute so wunderbar vielfältig und intakt sind, ist die handwerkliche Kleinfischerei, die auf den Inseln eine lange Tradition hat und das Ökosystem im Gleichgewicht hält. „Der Ozean ist meine Familie“, erklärt Francisco Martin Acevedo, Fischer und Chef eines kleinen Anglergeschäfts auf Teneriffa. „Die Kleinfischerei liegt in den Genen der Kanarischen Inseln, weil sie die marine Umwelt schont und damit auch die Weltmeere schützt.“
Auf Gran Canaria haben Forscher Haken aus Knochen und kugelförmige Steine mit Rillen gefunden, die womöglich als Gewichte oder Senkblei zum Fischen verwendet wurden und den Einheimischen schon vor unzähligen Jahren als Anglerwerkzeug dienten. Bis heute hat sich die altehrwürdige Art der Fischerei auf dem Archipel kaum verändert. Die Fischer setzen nicht auf technologische Innovationen, sondern praktizieren den Fischfang wie ihre Vorfahren. Dabei bleiben sie stets nah an der Küste, um die Meeresbewohner so wenig wie möglich zu stören. "Wir sind uns sehr bewusst, dass man sich um die Ozeane kümmern muss, denn wir wissen, dass das Wasser immer dasselbe ist und mit den Strömungen nur seinen Platz wechselt. Das Meer kehrt immer zurück, und deswegen respektieren wir es", betont Francisco Martín Acevedo.