Respectful Travelling
5 Tipps für umweltbewussteres Reisen & mögliche Trends
18. Februar 2020
Nachhaltigkeit & Tourismus
Zum Shoppen nach New York, für ein romantisches Abendessen auf dem Eiffelturm nach Paris und im Sommer zum Baden in die Karibik … Im Jahr 2018 haben rund 1,4 Milliarden Menschen eine Reise ins Ausland gemacht. Die Anzahl der Touristen weltweit ist in den letzten 70 Jahren um das Fünfzigfache gestiegen – und wächst konstant weiter. Dabei hat der boomende Tourismus nicht nur seine Sonnenseiten. Was für viele Entspannung und eine willkommene Abwechslung vom Alltag bedeutet, hat auf die Natur oft weniger glamouröse Auswirkungen: Unberührte Strände und Wälder müssen prunkvollen Luxusresorts weichen. Exquisite Speisen und Getränke werden um die halbe Welt verschickt, nur damit einem Gast in der Karibik französischer Wein zum Dinner angeboten werden kann. Und natürlich die vielen Tonnen CO2, die ein einziger Linienflug zum Urlaubsdomizil produziert. Machen wir uns nichts vor: Der Tourismus ist ein Mitverursacher des Klimawandels. Reisen, vor allem Flug- und Schiffsreisen sowie An- und Abreise mit dem PKW, belasten durch ihren hohen CO2-Ausstoß unsere Umwelt. Doch das ist nicht die einzige negative Auswirkung des Tourismus auf unsere Umwelt. Für Hotels, Resorts und touristische Attraktionen muss neue Infrastruktur geschaffen werden, wodurch sich das Landschaftsbild der Orte verändert. Grünflächen werden verbaut, Aussichtsplattformen sowie Parkplätze erbaut und Straßen sowie Wege ausgebaut, um bisher unberührte Strände oder Berge für Reisende zugänglich zu machen. Auch Wasserknappheit und Gewässerverschmutzung (zum Beispiel durch Abwasser) sind ein Thema. In vielen Ländern und Regionen ist Trinkwasser ohnehin ein knappes Gut. Kommt dann auch noch erhöhter Wasserverbrauch durch Touristen hinzu, bleibt noch weniger Wasser für die lokale Bevölkerung und Landwirtschaft übrig. Manche Aktivitäten, beispielsweise die Beschneiung von Skipisten, verbrauchen zusätzlich wertvolle Wasserressourcen. Vielerorts ist auch die Aufarbeitung von Abwasser noch nicht weit genug fortgeschritten, sodass das Abwasser direkt ohne Filterung in Flüsse oder das Meer geleitet wird. Erhöht sich die Abwassermenge durch den wachsenden Tourismus, kommt es so zu einer deutlich merkbaren Verschmutzung der lokalen Gewässer. Auch die Biodiversität wird durch Eingriffe in die Natur sowie Luft- und Wasserverschmutzung beeinträchtigt, wodurch die Vielfalt an Flora und Fauna abnimmt. Da es vor allem unsere wunderschöne Natur sowie exotische Pflanzen und Tiere sind, welche das Reisen in fremde Länder so attraktiv macht, sollte es gerade uns Globetrotter am Herzen liegen, unsere Umwelt nicht nur zu erleben, sondern auch zu schützen.
MÖGLICHE ENTWICKLUNGEN
Wie wir der Klimawandel den Tourismus beeinflussen? Wir zeigen fünf mögliche Richtungen auf, in die sich die Reisebranche laut Experten möglicherweise entwickeln wird:
1. Fliegen wird teurer
Subventionen und umweltschädliche Steuervergünstigungen werden abgeschafft und Steuern wie die Kerosinsteuer werden eingeführt beziehungsweise erhöht. Die Kosten werden sich selbstverständlich auf den Ticketpreis auswirken und diesen über die Jahre merklich steigern.
2. Zusatzgebühren für Gepäck
Um die Umwelt zu retten zählt jedes Kilogramm. Airlines, die für Gepäckstücke zusätzliche Gebühren verrechnen befördern weniger Gepäck und daher ein geringeres Gesamtgewicht pro Flug. Dies spiegelt sich im Kerosinverbauch und im CO2 Ausstoß wieder. Aber auch ohne zusätzliche Kosten kann hier jeder Passagier selbst beim Kofferpacken etwas für die Umwelt tun.
3. Zug statt Flug
Gerade auf Kurzstrecken wird man in Zukunft wohl eher auf die Bahn zurückgreifen. Ticketpreise für Flüge werden durch zusätzliche Gebühren immer teurer, das Schienennetz und der Service der Bahn immer besser und nicht zuletzt um seinen persönlichen Teil zum Klimaschutz beizutragen wird das Reisen mit dem Zug – auf Kurzstrecke – immer attraktiver
4. Nachtflugverbot
Nicht nur der CO2 Ausstoß beim Fliegen ist ein Problem für die Umwelt, sondern auch die Lärmbelastung. Daher soll bis 2050 auf allen Stadtnahen Flughäfen (in Deutschland) der Flugverkehr von 22 bis 6 Uhr eingestellt werden. Nicht vermeidbare nächtliche Flüge werden auf Flughäfen außerhalb von Wohngebieten abgewickelt.
5. Business Class aus Kurz- und Mittelstrecke verbannen
Wenn man sich die CO2 Bilanz der einzelnen Passagiere ansieht, ist diese bei einem Reisenden in der Business Class doppelt so hoch wie die eines Gastes in der Economy Class. Flüge könnten effizienter ausgelastet werden und der CO2 Ausstoß auf mehrere Passagiere aufgeteilt werden. Zudem könnten einzelne Flüge eingespart werden, wenn die Passagieranzahl pro Flug maximiert wird – dies kann sich allerdings auch auf die Beinfreiheit auswirken.
TIPPS FÜR UMWELTBEWUSSTERE REISEN
Ziel eines jeden Reisenden soll sein, durch das Reisen so wenig wie möglich auf die Natur einzuwirken, ihr nicht zu schaden und die Natur möglichst ursprünglich erleben zu können. Wir haben fünf Tipps für Sie, wie Ihnen das gelingen kann.
1. Flugkompensation – das schlechte Gewissen beruhigen
Wir wollen es zwar nicht hören, aber: Die für die Umwelt schädlichste Art zu reisen ist das Flugzeug. Wer trotzdem nicht auf eine Flugreise verzichten kann oder möchte, hat die Möglichkeit diese zumindest zu kompensieren. Emissionsrechner wie Atmosfair oder myClimate schlagen, je nach Flugdistanz, eine Kompensationssumme vor und geben die Möglichkeit, für verschiedene Klimaschutzprojekte zu spenden. Das macht den Flug zwar nicht umweltverträglicher, aber fördert zumindest die Entwicklung alternativer Ressourcen oder das Pflanzen von Bäumen. Emissionsrechner gibt es übrigens auch für Kreuzfahrten.
2. Hotels mit Gütesiegel für nachhaltigen Tourismus wählen
So ähnlich wie das Fair Trade Siegel gibt es auch für die Reisebranche verschiedene Gütesiegel. Damit werden Hotels, die auf Nachhaltigkeit achten, ausgezeichnet. Zu diesen Zertifikaten gehören zum Beispiel GreenGlobe, EarthCheck, das Europäische Umweltzeichen, Green Key, Travelife oder GreenSign. Da jedes Label seinen eigenen Kriterien folgt, lohnt sich ein Vergleich. Wie wäre es, wenn Sie für den nächsten Urlaub einmal ein Hotel mit einem anerkannten Gütesiegel auswählen?
3. Umweltfreundliche Sonnencreme für den Badeurlaub
Für einen Strandurlaub darf vor allem eines nicht im Koffer fehlen: Die Sonnencreme. Doch was für unsere Haut Schutz bedeutet, ist für viele empfindliche Ökosysteme leider sehr gefährlich: Die meisten herkömmlichen Sonnencremes enthalten toxische Stoffe, welche sich beim Baden lösen und die Meeresbewohner schädigen. Übrigens: Auch wasserfeste Sonnencreme ist nie zu 100% wasserfest. Wer nicht nur in der Sonne braten, sondern sich auch im Meer abkühlen oder Schnorcheln gehen möchte, soll daher lieber auf alternativen Sonnenschutz zurückgreifen.
4. Müll vermeiden
Touristen erzeugen pro Übernachtung etwa ein halbes bis über ein Kilo Müll - bis zu doppelt so viel wie ein Einheimischer! Vermeiden Sie es daher auch im Urlaub, so gut es geht, Müll zu produzieren. Verzichten Sie zum Beispiel beim Shopping auf die Plastiktüte und auf den fancy Einweg-Strohhalm im Cocktail. Viele Hotels machen es den Gästen auch leichter, indem sie zum Beispiel Beautyprodukte in nachfüllbaren Behältern anbieten.
5. Regional & saisonal essen, am besten aus biologischen Anbau
Wir lieben Luxus – aber nicht um jeden Preis. Braucht ein Gourmetdinner wirklich Zutaten, die um die halbe Welt geflogen sind? Viele Hotelrestaurants greifen bereits auf regionale, saisonale Lebensmittel für Ihre Gerichte zurück. Probieren Sie doch das nächste Mal lieber das Nationalgericht des Landes und den lokal produzierten Edellikör, anstatt auf aus Argentinien importiertes Edelrindfleisch und französischen Wein zu bestehen.
Picture credits: Lefay Dolomiti; Unsplash (Alto Crew, Victor Garcia, Collins Lesulie, Ja Ma, Grant Ritchie, Artur Tumasyan, Dustan Woodhouse, Jerry Zhang)