Sizilien
© Samuel Ferrara
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Sehnsuchtsort Sizilien: Isola Bella

Seit Generationen ist die Mittelmeerinsel mit ihren majestätischen Bergen und versteckten Buchten, antiken Tempeln und barocken Städten ein Sehnsuchtsort. Der Hype um die Serie „White Lotus“ entfachte das Feuer neu – und rückt nun auch neue Hotels, die ungeahnten Luxus auf die Insel bringen, in den Fokus.

17. August 2023


Sizilien

© Caroline Seidler

Als die Macher der Erfolgsserie „White Lotus“ nach einem Drehort für die zweite Staffel suchten, hatten sie mehrere Kriterien, die erfüllt werden mussten. Er sollte schon früh im Jahr sommerlich aussehen und gute Möglichkeiten für Filmschaffende bieten. Auch musste er über ein Hotel verfügen, das groß genug ist, um die gesamte Crew unterzubringen, aber luxuriös genug, um den Ansprüchen der Hauptdarsteller zu genügen. Die Produzenten hatten an Südfrankreich oder Griechenland gedacht – dann machte ein Locationscout sie auf Sizilien aufmerksam.

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Taormina zählt zu den schönsten Flecken im Sehnsuchtsort Sizilien. © Mauritius Images

Gleich die erste Station der Serienmacher war das „San Domenico Palace“ in Taormina an der Ostküste Siziliens, das majestätisch auf einem Hügel thront und den Blick auf das tiefblaue Mittelmeer leitet. Das Dominikanerkloster aus dem 14. Jahrhundert, das seit 1896 ein Hotel ist, kam 2021 ins Portfolio von Four Seasons. Mit zwei antiken Innenhöfen, Marmorbädern in allen Zimmern und einer museumsreifen Kunstsammlung bildete es den perfekten Rahmen für die amerikanische Gesellschaftssatire. Taormina war einst ein beliebter Zwischenstopp auf der „Grand Tour“ vieler Aristokraten; das „San Domenico Palace“ beherbergte zudem Prominente von Oscar Wilde bis Elizabeth Taylor. 

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Die mit Kathedralen, Denkmälern und Ruinen reich gesegnete Metropole Palermo ist faszinierend, laut und unterhaltsam zugleich. © Getty Images

Und heute? Ist es auf Monate ausgebucht. Die TV-Serie hat dem Hotel – und Sizilien – einen unverhofften Touristenboom beschert. Für manche ist die Insel schon lange ein begehrtes Reiseziel. Für andere stand sie stets im Schatten von Rom, Florenz und Mailand. Zweifelsohne gehört der er Sehnsuchtsort Sizilien aber zu den spannendsten Reisezielen Italiens: Ihre reiche Geschichte ist allerorten zu spüren. In den engen Gassen von Taormina und Syrakus scheint die Zeit stillzustehen. In den antiken Stätten Segesta und Selinunte wird die Vergangenheit lebendig.

Griechische Tempel und prächtige Palazzi

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Die berühmte Fontana Pretoria befindet sich im Zentrum der Altstadt Palermos. © Getty Images

Sizilien ist eine Schatzkammer der Geschichte. Auf der Insel hinterließen so viele Kulturen ihre Spuren, dass das Stadtbild ein Mosaik vieler architektonischer Stile ist – von den griechischen Tempeln von Agrigent bis hin zu den prächtigen Palazzi von Palermo. In manchen kann man sogar schlafen, zum Beispiel in der „Villa Igiea“, die Hotelier Rocco Forte in jahrelanger Kleinstarbeit restaurieren ließ. Der Jugendstilpalazzo mit Blick auf den Golf von Palermo wurde ursprünglich von Ernesto Basile für die Familie Florio entworfen, heute erstrahlt das Juwel wieder im alten Charme der Belle Époque. Die Zimmer und Suiten wurden mit Artefakten und Kunstwerken ausgestattet, die die Identität Palermos widerspiegeln sollen.

Sandsteingewölbe, Fresken, Marmor und antike Säulen: Die Grandezza des Palazzos „Villa Igiea“ wurde famos erhalten. © Dreamstime

Die Stadt ist das wirtschaftliche und kulturelle Herz Siziliens. Hier steht nicht nur Italiens größtes Opernhaus; als Schmelztiegel verschiedener Kulturen bietet Palermo auch ein vielfältiges künstlerisches wie kulinarisches Angebot. Kaum eine italienische Stadt ist so pulsierend wie die sizilianische Metropole, die sich zuweilen wie eine Kreuzung zwischen Europa und dem Nahen Osten anfühlt. Wer etwas Abstand braucht, findet ihn auf der Dachterrasse des Restaurants „Seven“ – und kann hier dem Leuchten und Strahlen der Stadt im Sonnenuntergang zusehen.

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Der schönste Strand Taorminas ist die Isola Bella. © Getty Images

Noch beschaulicher geht es in der Küstenstadt Cefalù zu, die eine Stunde östlich von Palermo liegt. Die Stadt hat nicht nur einen der besten Strände Siziliens (dort wurden unter anderem die Strandszenen von „White Lotus“ gedreht), sie blickt auch auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurück. Gegründet von den alten Griechen und später von den Römern bewohnt, wurde der Ort im Mittelalter von den Sarazenen und den Normannen erobert, bevor er schließlich 1861 Teil des Königreichs Italien wurde. All diese Kapitel lassen sich anhand archäologischer und architektonischer Zeugnisse nachvollziehen – etwa im Lavatoio, einem restaurierten Waschhaus mit originalen Waschbecken aus Naturstein und gusseisernen Wasserspeiern, das einen Einblick in das Leben im Mittelalter bietet.

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Die mittelalterliche Piazza del Duomo in Cefalù beeindruckt mit ihrer Kulisse. © Getty Images

Wirkungsstätte für Architekten

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Sizilianische „Testa di Moro“-Keramik. © Lachris77 | Dreamstime.com

Auch in Noto, einer Stadt im Südosten der Insel, sind die Spuren der Geschichte bis heute ablesbar. Am 11. Januar 1693 verwüstete ein verheerendes Erdbeben den Südosten von Sizilien – beim Wiederaufbau konnten Architekten wie Vincenzo Sinatra ihre Träume verwirklichen. In wohl keiner sizilianischen Stadt gibt es eine solche Finesse an barocken Palästen, Kirchen und Kathedralen wie in Noto. Mindestens ebenso stilvoll übernachtet man im etwas außerhalb gelegenen „Dimora delle Balze“, das eingebettet in die Olivenhaine und sanften Hügel des Iblea-Tals liegt. 1886 von Don Salvatore Zocco errichtet, wurde es hauptsächlich als Sommerresidenz genutzt. Dennoch wurde es äußerst sorgfältig geplant, mit zinnenbewehrten Mauern und einem imposanten Turm am Eingang, duftenden Gärten voller byzantinischen Säulen, Fresken an den Gewölbedecken und neoklassizistischen Details.

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Am Fuße des Monte Pellegrino gelegen und auf den Golf von Palermo gerichtet liegt die „Rocco Forte Villa Igiea.“© beigestellt

2009 begannen die heutigen Inhaber, aus dem vornehmen Landgut eines der besten Hotels der Insel zu machen. Gemeinsam mit den Designern Stefano Guidotti und Draga Obradovic legten sie Schicht um Schicht den ursprünglichen Charakter des Anwesens frei. Was sie entdeckten, verbanden sie mit modernem Design – und einer herzlichen Gastfreundschaft, die typisch für die Insel ist. Ob man in einer Trattoria in einem kleinen Dorf speist, an einem Fest teilnimmt oder mit Einheimischen ins Gespräch kommt, überall sind die Wärme und die Lebensfreude zu spüren, die den Sehnsuchtsort Sizilien prägen.

Nahe der schönen Barockstadt Noto befindet sich das Boutiquehotel „Dimora delle Balze“. © Andrea Di Lorenzo

Auf dem Heimweg darf ein Abstecher nach Caltagirone nicht fehlen – eine Barockstadt, die seit Jahrhunderten für ihre Keramikproduktion bekannt ist. Von hier stammen die sogenannten „Teste di Moro“: Die Keramikköpfe, die auch in „White Lotus“ zu sehen sind. Seit Jahrhunderten gehören sie zum Standardrepertoire sizilianischer Balkone und Gärten und treten derzeit einen Siegeszug um die Welt an. Der Legende nach entstanden sie aus der Liebschaft einer jungen Frau mit pfirsichfarbener Haut und strahlend blauen Augen, die vor rund 1000 Jahren in Palermo lebte. Eines Tages begegnete sie einem jungen Mauren, der sich unsterblich in sie verliebte. Die junge Frau erwiderte seine Gefühle – bis sie eines Tages entdeckte, dass ihr Liebhaber eine Frau und zwei Söhne hatte, die in der Heimat auf ihn warteten.

Das sizilianische Nationalgericht: Pasta mit Sardinen. © Andrea di Lorenzo

Als er Sizilien verlassen wollte, erschlug die schöne Sizilianerin ihren Liebhaber. Seinen Kopf trennte sie ab und pflanzte einen Spross duftenden Basilikums hinein. Die Nachbarn waren so angetan von ihrer Kreation, dass sie sich bald selbst Terrakottatöpfe fertigen ließen. So entstanden die „Mohrenköpfe“, deren jahrhundertealte Tradition bis heute aufrechterhalten wird. Zugegeben: Es gibt romantischere Geschichten. Aber ein Keramikkopf aus Caltagirone schafft es wie kein zweites Andenken, sizilianische Lebensart in die Welt hinauszutragen.

Dieser Artikel erschien in der Falstaff TRAVEL Ausgabe Sommer 2023.

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